Uni deckt Homo-Heilerin

Eine Kölner Dozentin hält Homosexualität für eine heilbare Krankheit. Die Uni-Leitung will sich nicht von ihr distanzieren. Von Nambowa Mugalu

Die Uni Köln ist wegen homosexuellenfeindlicher Äußerungen einer Dozentin unter Druck geraten. Philosophie-Professorin Edith Düsing hatte eine Petition unterschrieben, die Lesben und Schwule massiv diskriminiert. In dieser Erklärung behauptet eine christlich-fundamentalistische Organisation, dass »praktizierte Homosexualität ein erhebliches gesundheitliches und psychisches Risiko« berge. Danach leiden Lesben und Schwule häufiger unter Geschlechtskrankheiten, Depression und Ängsten und greifen häufiger zu Alkohol und Drogen. Darüber hinaus seien sie stark suizidgefährdet. In der Zeitung Express bekräftigte Düsing, dass sie hinter den Inhalten der Petition stehe, und bezeichnete es als »gute Entwicklung«, wenn Homosexuelle heterosexuell würden.

Hintergrund der Petition war, dass mehrere Lesben- und Schwulenverbände, linke PolitikerInnen und Studierende forderten, einen Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge Mitte Mai in Marburg abzusagen. Zu diesem waren ReferentInnen geladen, die dem evangelikalen, also dem protestantisch-fundamentalistischen Spektrum, angehören und Homosexuelle heterosexualisieren, also »umpolen«, wollen. Zu den ReferentInnen gehörte auch der Leiter der evangelikalen Beratungsstelle Wüstenstrom, Markus Hoffmann. Er sieht Homosexualität als Krankheit und setzt sich für deren »Heilung« ein. Mit der Petition entgegneten die Evangelikalen dem Protest gegen ihren Kongress.

Nachdem bekannt geworden war, dass Edith Düsing die Initiative unterstützt, forderten der Allgemeine Studierendenausschluss der Uni Köln (AStA), das Autonome Lesben- und Schwulenreferat der Uni Köln (LUSK) und andere studentische VertreterInnen, dass sich die Unileitung von ihr distanziert. Dieser Forderung kam die Uni nicht nach. »Zunächst behauptete das Rektorat, dass Frau Düsing seit vielen Jahren nicht mehr an der Universität lehrt«, sagt der Antidiskriminierungsreferent des AStA Andreas Weber. »Mittlerweile beruft es sich auf die vom Grundgesetz garantierte Wissenschaftsfreiheit.« Rektorat, Philosophische Fakultät und Pressestelle sind sich nicht einig, welchen Status Düsing derzeit an der Uni Köln hat. Die Angaben wechseln zwischen regulärer, emeritierter und ehemaliger, aber an einer anderen Hochschule aktiver Dozentin. Weber zeigt sich verwundert über den Umgang des Rektorats mit diesem Fall und vermutet, dass »das Thema einfach ausgesessen wird«.

Auf Unverständnis und Enttäuschung stößt die Reaktion des Rektorats auch beim LUSK. »Wie das Rektorat mit diesem Fall umgeht, ist eine Ohrfeige für alle Schwulen und Lesben an der Uni Köln«, sagt Max Derichsweiler, Referent des Lesben- und Schwulenreferats. Das LUSK hat deswegen die Petition »Für Akzeptanz und Gleichberechtigung« aufgesetzt. Die LUSK-VertreterInnen wollen die Petition auch Rektor Axel Freimuth vorlegen. »Wenn der Rektor die Erklärung unterzeichnen würde, wäre das ein wichtiges Signal für die Lesben und Schwulen an der Uni Köln«, sagt Derichsweiler. Uni-Sprecher Patrick Honecker kündigt allerdings bereits an, dass Freimuth nicht unterzeichnen werde.

Sowohl Weber als auch Derichsweiler berichten, dass homosexuelle Studierende im Uni-Alltag immer noch diskriminiert werden. Derichsweiler spricht von »Blicken, Kommentaren, Witzen und schlechterer Benotung durch Professoren«, sobald bemerkt werde, dass Studierende homosexuell seien. »Das große Problem dieser Form der Diskriminierung ist«, sagt er, »dass sie meist nicht wirklich greifbar ist.«