Ouvertüre

Von Redaktion

In der aktuellen Finanzkrise hat es eine Studierendengruppe besonders schwer: die der Wirtschaftswissenschaftsstudierenden. Ihre Idole sind nicht nur in den Augen der Öffentlichkeit moralisch bankrott, sondern zum Teil auch finanziell. Ihr Weltbild ist zusammengebrochen und Spiegel online fragt alle paar Tage, ob es für sie überhaupt noch Verwendung auf dem Arbeitsmarkt gibt. Vielleicht bekommen jetzt auch sie endlich mal von Verwandten und Bekannten die Frage zu hören, was sie denn mit ihrem Studium einmal anfangen wollen. Aus gut unterrichteten Kreisen wurde der philtrat nun zugetragen, dass sich an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WiSo) seit einiger Zeit regelmäßig Selbsthilfegruppen von Wirtschaftswissenschaftsstudierenden treffen, um darüber zu sprechen, wie man heil durch die Finanzkrise kommt.

In der Gruppe »Wie sag ich's meinen Eltern« suchen die Studierenden nach neuen, innovativen Gründen, warum ihre Studienfachwahl die richtige war, jetzt, da die alten Argumente - künftige Macht und Reichtum - hinfällig sind. Die Begründung, die derzeit am besten ankommt und die schon an mehreren Eltern erfolgreich erprobt wurde, ist, dass die künftige Ernährung immer noch sichergestellt ist: Es reicht, sich auf einen öffentlichen Platz zu stellen und Zertifikate anzupreisen, um Eier und vollreife Tomaten direkt in den geöffneten Mund geworfen zu bekommen. In der beliebten Gruppe »Billig, aber schick« diskutieren Studierende darüber, wie sie sich bescheiden kleiden können, um weder Neid noch Zorn auf sich zu ziehen, ohne auf ihre geliebten Polohemden verzichten zu müssen. Unsere Quellen berichten, dass bei einem Großteil der Gruppe großes Erstaunen zu bemerken war, als bekannt wurde, dass es auch noch andere Marken als Lacoste und Ralph Lauren gibt. Eine wesentlich kleinere Gruppe hat sich gar daran gemacht, sich Das Kapital anzuschauen, um zur Abwechslung auch mal ein bisschen was Lehrreiches über den Kapitalismus zu lesen. »Willkommen in der harten Realität« sagt

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