Hitlers afrikanische Opfer

Verbrechen der Wehrmacht an Schwarzen Von Nambowa Mugalu

Der Historiker Raffael Scheck veröffentlicht in seinem Buch Hitlers afrikanische Opfer Untersuchungen, die Licht in ein weiteres dunkles Kapitel der Geschichte der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg bringen. Er berichtet von zahlreichen Verbrechen, die bisher nicht einmal in der Wehrmachtsausstellung Berücksichtigung fanden: Die Massaker an Schwarzen französischen Soldaten während des Westfeldzugs im Frühjahr 1940. (Das große S in »Schwarz« kennzeichnet, dass dieses Wort im Rahmen eines politischen Diskurses verwendet wird, der sich von rassistischen Diskursen abgrenzt.) In der wissenschaftlichen Literatur gilt Deutschlands Feldzug gegen Frankreich im Gegensatz zum »schmutzigen Krieg im Osten«, der 1939 mit dem Überfall Polens eingeläutet wurde, bisher meist als »saubere Offensive«, bei der die Wehrmacht die Genfer Konventionen von 1929 einhielt. Die Archivquellen, die der Autor im Rahmen seiner Untersuchung auswertete, darunter Gefechtsberichte, Briefe, Tagebücher und Augenzeugenberichte, sprechen jedoch eine andere Sprache. Schätzungen zufolge ermordete die Wehrmacht mindestens 3000 afrikanische Soldaten und Kriegsgefangene, so genannte Tirailleurs Sénégalais. Weiße Soldaten wurden zumeist verschont. Als Ursprung für diesen offen ausgelebten Rassismus macht Scheck im zweiten Teil des Buches Vorurteile deutscher Soldaten gegenüber Schwarzen Menschen aus. Er verweist darauf, dass Schwarze seit Beginn der Kolonialzeit als Tiere dargestellt wurden. Das führte in den deutschen Kolonialkriegen gegen die Hereros und die Namas zwischen 1904 und 1907 dazu, dass die deutschen Soldaten außerordentlich brutal vorgingen. Ein weiterer Ursprung der Vorurteile ist eine von Hitler und Goebbels initiierte Hetzkampagne gegen die Schwarzen Soldaten in sämtlichen deutschen Medien. Sie zielte darauf ab, die Erinnerung an die »Schwarze Schmach«-Kampagne wiederzubeleben. Als »Schwarze Schmach« wurden französische Kolonialsoldaten, die nach dem Ersten Weltkrieg das Rheinland besetzten, bezeichnet. Die Darstellung Schwarzer Soldaten als besonders brutal, wild und gefährlich führte dazu, dass Kolonialsoldaten stigmatisiert wurden, und bereitete den Nährboden zur Rechtfertigung ihrer Ermordung. Schecks Untersuchung ist von großer Bedeutung, weil sie aufzeigt, wie fortgeschritten die Nazifizierung der Wehrmacht war. Zudem ist durch seine Untersuchungen die Legende des »sauberen« Westfeldzuges nicht länger haltbar. Die internationale Presse bezeichnet Schecks Studie zu Recht als Standardwerk zu diesem Thema.