Das Problemkind

Gang durch die Uni XI: Das Autonome AusländerInnenreferat Von Julia Groth

Das Autonome AusländerInnenreferat (ARef) ist eine Einrichtung, die Probleme machen kann. Das mussten die Hochschulgruppen im Studierendenparlament (SP) Anfang vergangenen Jahres schmerzhaft feststellen. Denn einige der ReferatsmitarbeiterInnen standen nationalistischen bis rechtsextremen türkischen Institutionen nahe. Das ARef wurde deshalb vorerst geschlossen. Jetzt diskutieren die Hochschulgruppen darüber, wie sie ein neues ARef aufbauen können, in dem nationalistische, rassistische oder rechtsextreme Gruppen keine Chance haben.

Das ARef soll eigentlich ausländischen Studierenden Beratung und Unterstützung bieten. Als Autonomes Referat bekommt es sein Budget vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), ohne ihm jedoch Rechenschaft schuldig zu sein. Der Etat lag zuletzt bei 7000 Euro pro Jahr, gedacht für Beratungen, Vorträge und Partys. Eingerichtet wurde das Kölner ARef in den Achtzigerjahren. Die meiste Zeit über war seine Besetzung gemischt, die MitarbeiterInnen stammten aus unterschiedlichen Ländern und Regionen. In den vergangenen Jahren wurde die Einrichtung jedoch immer wieder instrumentalisiert, erst von kurdischer, zuletzt von türkischer Seite. War eine einzelne Gruppe erst dominant, wurden Studierende aus anderen Ländern meist abgeschreckt.

Im SP soll nun eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die über eine Neuorganisation des ARef entscheiden soll. Das beschloss das SP im vergangenen November - seitdem ist nichts passiert. "Es muss schnell etwas geschehen", sagt Dieter Asselhoven von der Alternativen Liste (AL), der derzeit größten linken Hochschulgruppe im SP. "Wenn eine Struktur wie das AusländerInnenreferat ausgesetzt wird, ist das SP in der Pflicht, etwas zu tun." Die AL fordert ein demokratisches, humanistisches und nicht nationalistisches ARef, das nicht von religiösen Gruppen instrumentalisiert werden dürfe. Der AStA favorisiert derzeit ein Modell, wie es die Studierenden der Uni Trier praktizieren. Dabei schlägt eine Vollversammlung der ausländischen Studierenden an der Uni drei ReferentInnen aus drei verschiedenen Nationen vor, die das SP dann bestätigt oder ablehnt. "Das Modell bietet eine gute Mischung aus Autonomie und der hier in Köln leider notwendigen Kontrolle", sagt AStA-Vorsitzender Oliver Jesper von den Unabhängigen (Unabs). Er versichert, dass im laufenden Semester eine Entscheidung getroffen werde. "Es soll auf jeden Fall wieder eine Interessenvertretung für ausländische Studierende geben."

Seit das ARef seine Funktion als Anlaufstelle für alle ausländischen Studierenden vorübergehend eingebüßt hat, stehen ausländischen Studierenden an der Uni Köln nur noch zwei andere Institutionen zur Verfügung: Erstens eine Beratung der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG). Zweitens die so genannten Multikulti-Abende des Kölner Studentenwerks. Dort stehen jedoch hauptsächlich internationale Feiern und Kochabende auf dem Programm, bei denen ausländische Studierende die Kultur ihres jeweiligen Landes präsentieren sollen. Soziale, kulturelle und persönliche Probleme werden dort in der Regel nicht thematisiert. "Das ist ein regressiver Karneval der Nationalfolklore", kritisiert Asselhoven von der AL. "Das hat mit Multikulti nichts zu tun."