Kalte Akquise beim Mittagessen

Die VersicherungsvermittlerInnen von MLP wollen an der Kölner Universität Studierende ködern. Die Uni-Verwaltung würde die ungebetenen Gäste gern loswerden. Von Julia Groth

Beim Mittagessen in der Mensa bekommen Studierende in letzter Zeit mitunter unerwartete Gesellschaft. Mit Fragebögen ausgerüstete Männer und Frauen tauchen am Tisch auf - vorgeblich, um kostenlose Beratungen zu Themen wie Karriere-Gestaltung und Geldanlagen anzubieten. Sie kommen aber vom Finanzdienstleister MLP, der alles andere als ein freundlicher Gratis-Anbieter von Finanzberatungen und Karriere-Workshops ist. Mit diesen Angeboten will MLP Studierende für die von ihm vertriebenen Versicherungen gewinnen, und zwar für so viele wie möglich. Auch in anderen Uni-Gebäuden trifft man die MLP-MitarbeiterInnen des Öfteren an. Die Uni-Verwaltung hat die Akquise-Aktionen nie genehmigt, wird die unerwünschten Gäste aber kaum los.

Das Unternehmen MLP mit Sitz in Wiesloch bei Heidelberg ist auf AkademikerInnen und gut verdienende Selbstständige als KundInnen spezialisiert. Sein Geschäft ist es, Versicherungen und Geldanlagen zu verkaufen. Diese stammen nicht von MLP selbst, sondern von Versicherungsgesellschaften oder Banken, die MLP mit dem Vertrieb beauftragt haben. Das Unternehmen lebt von den Provisionen, die Versicherungen für die Vermittlung eines Vertrags bezahlen. Noch vor einigen Jahren war das börsennotierte Unternehmen der Liebling der Branche. Nach einem Bilanzskandal im Jahr 2002 stürzte die MLP-Aktie dann erst in den Keller und flog schließlich aus dem DAX.

Das Geschäftsmodell basiert darauf, die angehenden AkademikerInnen möglichst früh an den Vermittler zu binden. Deshalb ist das Unternehmen besonders aktiv an Universitäten. Zukünftige MedizinerInnen, JuristInnen und WirtschaftswissenschaftlerInnen gehören zu der bevorzugten Zielgruppe von MLP. Das Unternehmen gibt sich betont seriös und will sich von anderen Finanzvertrieben abgrenzen. Trotzdem gibt es immer wieder gibt es Kritik an der Vorgehensweise der VermittlerInnen.

Mehrere Studierende berichten, dass MLP-MitarbeiterInnen sie dazu gedrängt hätten, Kontaktdaten von FreundInnen herauszugeben. Diese seien dann in bester Drückermanier angerufen worden. An der Uni Köln sprechen die VersicherungsvermittlerInnen nicht nur Studierende an, sondern auch DozentInnen: Sie würden gern mit in Veranstaltungen gehen, um dort ihre Beratungsangebote vorzustellen. Im Sinne der Uni-Verwaltung ist das nicht. »Ich habe MLP schon zweimal gebeten, das Haus zu verlassen«, berichtet Uni-Sprecher Patrick Honecker. Genützt hat es nicht viel. Gegenüber Studierenden behaupten MLP-VermittlerInnen gern, sie arbeiteten mit der Uni zusammen. Eine dreiste Lüge, sagt Honecker. MLP beteuert unterdessen seine Unschuld. Die Zentrale achte grundsätzlich darauf, dass Akquise-Aktionen mit den Hochschulen abgestimmt seien, sagt ein MLP-Sprecher. Mit der Kölner Uni gebe es allerdings keine Kooperation.

Eines der wichtigsten Argumente der MLP-MitarbeiterInnen ist die vermeintliche Unabhängigkeit des Unternehmens. So wollen sie sich von den direkten VertreterInnen der Versicherungsgesellschaften absetzen. Allerdings gehören rund vierzig Prozent von MLP Versicherungsgesellschaften.

Auch bei VerbraucherschützerInnen genießt das Unternehmen keinen guten Ruf. Sie kritisieren, dass häufig Verträge empfohlen werden, für die viel Provision fließt, wie Lebens- und Rentenversicherungen. Auch von der von MLP-VermittlerInnen gerne verkauften Kombination von Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung raten Verbraucherzentralen ab.

Trotz aufwändiger Werbung und schöner Worte scheint die Akzeptanz des Unternehmens an der Uni Köln aber nicht bei allen so hoch zu sein wie gewünscht. Als hinter der Unibibliothek plötzlich das MLP-Logo aus Blumen geformt wuchs, blieb es nicht lange allein. Unbekannte formten daneben mit ein paar zusätzlichen Pflanzen einen Penis.