Sprachstreit in Spanien

Von Johanna Böttges

In Spanien ist ein Streit über die Wortwahl der Gleichstellungsministerin entbrannt. In ihrer Antrittsrede vor dem Parlament im Juni hatte Bibiana Aído von den Mitgliedern eines Ausschusses als »miembros y miembras« gesprochen, also etwa »Mitglieder und Mitgliederinnen.« Ihre Wortwahl löste unter SpanierInnen eine hitzige Sprachdiskussion aus. Das Wort »miembra« stehe nicht im Wörterbuch der Königlich-Spanischen Akademie, hieß es in der Argumentation von SprachpflegerInnen, und solle darum nicht verwendet werden. Andere gebärdeten sich aggressiver, der Ausdruck »miembra« sei eine Dummheit und großer Quatsch. Die Ministerin kenne nicht den Unterschied zwischen Genus und Geschlecht, sagte ein Mitglied der Akademie, und ihre Wortwahl sei naiv. Aído reagierte gelassen auf die Aufregung. Sie nannte den Vorfall einen Lapsus und schob ihre Worte auf einen erst kürzlich beendeten Aufenthalt in Mittelamerika, wo die Form »miembra« viel benutzt werde.