Kluge Worte und heiße Luft

Gang durch die Uni VI: Im Debattierclub üben Studierende das Gefecht mit Worten Von Maximilian Waclawczyk

»Good evening Ladies and Gentlemen, would you please take your seats!« Ein hochgewachsener junger Mann begrüßt in feinstem britischen Englisch die ungefähr zwanzig Köpfe, die sich allmählich in einem kargen Seminarraum des Philosophikums auf ihre Plätze begeben. Ein deutsches Wort wird man in den nächsten zwei Stunden nur vereinzelt vernehmen. Wie jeden Dienstagabend treffen sich hier die Mitglieder des Tilbury House. Was klingt wie eine altenglische Teegesellschaft ist ein Debattierclub, der 1997 von dem Dozenten Paul Drew-Bear an der Uni Köln gegründet wurde. »Tilbury ist eine Stadt in England, in der Elisabeth I. eine Rede gehalten hat, die sich durch besonders schöne Redekunst auszeichnete«, erklärt Felix Lamouroux, BWL-Student und derzeitiger Präsident des Tilbury House. Dem Debattierclub ist es besonders wichtig, die lange Tradition englischer Redekunst zu erhalten. Darum werden die Diskussionen im Stil des britischen Parlaments diskutiert.

Die RednerInnen teilen sich in Teams auf, und das Los entscheidet, wer auf der Pro- und wer auf der Contra-Seite steht. In der viertelstündigen Vorbereitungszeit müssen die Teams die für ihre Seite beste Argumentation erarbeiten. Dann bekommt jedeR RednerIn sieben Minuten Zeit, um Vor- oder Nachteile darzulegen. Die anderen TeilnehmerInnen können sich während der Rede zu Wort melden, zustimmen oder spotten - wie in einer echten Debatte. Nachdem alle RednerInnen ihre Standpunkte vorgetragen haben, entscheiden die JurorInnen, welches Team nach Punkten gewonnen hat.

Die Bandbreite der Themen ist groß. Es sind sowohl politische als auch ethische Themenfelder und manchmal recht seltsam anmutende Vorschläge, wie die Frage, ob Elfen schlechte Zähne haben. Wichtig ist eben die Debatte an sich.

Teilnehmen können alle StudentInnen. »Lange Zeit hat sich das Gerücht gehalten, dass wir keine fakultätsfremden Interessenten aufnehmen«, so Lamouroux. Tatsächlich besteht ein Großteil der Mitglieder aus BWL- und VWL- StudentInnen. »Doch wir freuen uns immer über Studenten aus den verschiedensten Fachrichtungen.« Englisch sei Voraussetzung, aber man müsse nicht MuttersprachlerIn sein, um mitzumachen. Zum Trainieren der Fähigkeiten gibt es regelmäßig Rhetorikkurse und abendliche Übungsdebatten. Damit bereitet man sich insbesondere auf die Turniere vor, an denen Tilbury House teilnimmt. Der Höhepunkt des Jahres ist vermutlich das Tilbury House Summer Open. Dabei kommen Teams aus ganz Europa nach Köln, um sich miteinander zu messen. Am Ende dieses Abends haben viele kluge Worte, aber auch viel heiße Luft die Seiten gewechselt. Und obwohl »debattieren« vom französischen Wort für »kämpfen« kommt, hat man sich nach vielen scharfen Worten doch wieder lieb. Es war ja alles nur ein Spiel.