Fragwürdige Protestaktion

Studierende schrieben sexistischen Spruch an Wände, die Gleichstellungsbeauftragte ist empört Von Julia Groth

Zu fragwürdigen Mitteln griffen einige Kölner Studierende Mitte April im Rahmen einer Protestaktion an der Humanwissenschaftlichen Fakultät (HF). Sie schrieben an die Eingangstür der Fakultät sowie an einige Wände eine Parole, die nach Augenzeugen die baulich maroden Hörsäle der Uni mit »Dreckslöchern« in einem »Puff« verglich. Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni, Heidrun Fußwinkel, und das Frauen- und Lesbenreferat der HF zeigen sich darüber schockiert und empört. »Solche Schmierereien zeigen, dass Frauen von manchen nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft gesehen werden«, sagt Fußwinkel. »Wer so etwas irgendwo hinschreibt, ist für meine Begriffe überhaupt nicht reif.«

Anlass für die Schmierereien war, dass die Universitätsverwaltung zwölf Hörsäle der HF vorübergehend sperren musste, weil die Gefahr bestand, dass Lampen von der Decke fallen. Mehrere Studierende klebten daraufhin Zettel mit Parolen an Wände und Türen der Fakultät, die auf den schlechten baulichen Zustand der Uni aufmerksam machen sollten. Der »Dreckslöcher«-Spruch war die Aktion einiger Weniger innerhalb dieses Protests. Neben dieser Aufschrift stand die Telefonnummer eines der Schreiber, die den Spruch als politische Aktion verstanden wissen wollen.

Mitglieder des Frauen- und Lesbenreferats und des Studierendenausschusses der Vollversammlung (StAVV), der Studierendenvertretung an der HF, veranlassten nach Bekanntwerden der sexistischen Wandmalereien den Hausmeister, diese zu entfernen. Sie schrieben überdies einen Beschwerdebrief an die Gleichstellungsbeauftragte sowie die ProfessorInnen, die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und das Dekanat der HF. »Unser Eindruck an der Fakultät ist, dass der Umgang miteinander immer sexistischer wird«, sagt Silke Kargl vom StAVV und Frauen- und Lesbenreferat. Dies äußere sich oft in sexistischem Sprachgebrauch. Beispielsweise würden Frauen in den Verwaltungsgremien der Universität mitunter als »Mädels« bezeichnet oder es werde für lächerlich erachtet, wenn Frauen auf gendergerechte Sprache Wert legten. Auffällig seien aber auch Plakate, die mit Bildern von Frauen in sexistischen Posen etwa für Fachschaftsparties werben würden.

Studierende der HF berichteten, die Schreiber des Spruchs hätten sich an der Fakultät öffentlich per Megaphon-Rede entschuldigt. Von den Mitgliedern des StAVV auf den sexistischen Inhalt angesprochen, ließen sie jedoch Kargl zufolge kein Verständnis für die Kritik an ihrer Aktion erkennen und wiesen den Sexismus-Vorwurf zurück. »Sie zeigen ein völlig verzerrtes Verständnis verbaler Gewalt«, sagt sie.