Die Google-Falle

Gratis ist gefährlich Von Johanna Böttges

Für neun von zehn deutschen Internet-UserInnen ist Google das Suchwerkzeug ihrer Wahl. Durch das effiziente Sammeln und Auswerten von NutzerInnendaten steht die größte Suchmaschine der Welt außerdem an der Spitze der Online-Werbebranche. In Die Google-Falle nimmt der österreichische Journalist Gerald Reischl den Datenriesen unter die Lupe. Sein Ziel ist Aufklärung über Googles »Sammelleidenschaft«, seine Marketing-Tricks und seine Position auf dem globalen Offline-Markt. Beispielsweise plane die Firma, das erfolgreiche Anzeigenkonzept AdWords auf die Bereiche Print, Radio und TV auszuweiten. Mit einem eigenen Unterseekabel wolle die Firma sich bald auch als Mobilfunk-Netzbetreiberin versuchen. Basis der Google-Strategie sind die Gratis-Services wie GMail oder Picasa, die NutzerInnen anlocken und binden sollen. Kombiniert ergeben die über verschiedene Services gesammelten Daten ein detailliertes NutzerInnenbild. Die personalisierte Homepage iGoogle etwa verrät Google individuelle Interessen, und die Desktopsuche gewährt dem fleißigen Datensammler Zugriff auf sämtliche Dateien der beruflichen oder privaten Festplatte. Bei GoogleHealth deponieren in den USA Menschen bereits intimste Informationen aus ihrer Krankenakte online, zur Einsicht für Ärzte - und Google. Gemäß dem individuellen NutzerInnenprofil werden Werbeanzeigen personalisiert, aber zunehmend auch Suchtreffer gefiltert. Das Unternehmen kann so das Blickfeld der NutzerInnen manipulieren. Aber auch Behörden und Regierungen können Google zur Herausgabe von Personendaten zwingen oder wie China ungeliebte Inhalte in den Suchergebnissen zensieren. Reischls Fazit: Google ist dabei, sich ein Monopol auf dem Datenmarkt zu schaffen, das demokratischen Strukturen schaden könnte. Obwohl inhaltlich hochspannend, erfordert die Lektüre aufgrund der losen Struktur, des teils holprigen Schreibstils und mancher Wiederholung etwas Kondition. Aber Durchbeißen lohnt sich, denn Reischls Buch ist keine plumpe Verschwörungstheorie, sondern liefert aufschlussreiche Informationen für ein kritisches Google-Bild. Dennoch behält in Detailfragen die restriktive Informationspolitik des Konzerns das letzte Wort. Ob und wo ein patentierter Algorithmus zur »Benutzerverfolgung« in Deutschland bereits angewendet wird, welche Seiten Google Deutschland aus dem Suchindex entfernt, wie viel Einfluss AnzeigenkundInnen auf ihr Ranking in der angeblich objektiven Trefferliste haben, bleibt letztlich ungeklärt. Reischls Anliegen, Google-NutzerInnen über potenzielle Gefahren des mächtigen Universaldienstleisters aufzuklären, gelingt.