Kölner Uni-Wasser verseucht

Die Uni-Leitung hat verschwiegen, dass hohe Bakterien-Konzentrationen im Wasser der Uni gefunden wurden. Studierende fürchten um ihre Gesundheit. Von Carolin Wedekind

Anfang September erschreckten Presseberichte über verseuchtes Trinkwasser an der Uni Köln Studierende und MitarbeiterInnen. Von extrem hohen Konzentrationen von Bakterien und einigen giftigen Metallen war die Rede. »Legionellen-Alarm« titelte der Express. Obwohl die Untersuchungsergebnisse dem Gebäudemanagement der Uni seit Monaten bekannt waren, hatte es keine offiziellen Informationen gegeben. UniversitätsmitarbeiterInnen und Studierende waren verunsichert und fürchteten eine Gesundheitsgefährdung. Eine Routineuntersuchung des Trinkwassers im März hatte in 19 von 21 untersuchten Uni-Instituten erhöhte Belastungen durch Legionellen festgestellt. Die Bakterien können die so genannte Legionärskrankheit hervorrufen, wenn sie eingeatmet werden. Die Krankheit ähnelt einer Lungenentzündung und kann in schweren Fällen tödlich enden. In dem Bericht einer Essener Prüfstelle werden für einige der Gebäude umgehende Maßnahmen und Sanierungen empfohlen. Die genaue Belastung wird zurzeit untersucht. Die Universität rechnet für Mitte Oktober mit Ergebnissen. »Nach der Voruntersuchung im März wurden in einigen Gebäuden Sofortmaßnahmen durchgeführt«, sagt Uni-Sprecher Patrick Honecker. So wurden beispielsweise Leitungen mit heißem Wasser durchspült, das die Bakterien abtöten soll. »Gefährlich war die Belastung aber nie«, sagt Honecker. Weil keine Gefahr bestand, habe die Uni den Untersuchungsbericht nicht veröffentlicht. »Man hätte vielleicht von vornherein darüber informieren können«, räumt Honecker ein. »Auf der anderen Seite kann man den Bericht als Laie nicht verstehen.« Die Universität hätte also eine Informationskampagne darüber starten müssen, was die Ergebnisse der Prüfung im Einzelnen bedeuten. »Die Frage ist, ob dieser Aufwand gerechtfertigt ist«, sagt Honecker. Am stärksten belastet waren Gebäude der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. »Seit Anfang August hat es Gerüchte über Legionellen gegeben«, sagt Chemiker und Prodekan Hans-Günter Schmalz. Das Chemische Institut habe daraufhin das warme Wasser abgestellt, weil sich die Bakterien nur bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius vermehren können. Auch die anderen Institute seien informiert worden. »Wir waren sehr sauer, dass es keine Informationen gab«, sagt Schmalz. »Wir haben uns dafür eingesetzt, aber dadurch kurzfristig die Panik noch vergrößert, weil wir die Informationen unkommentiert weitergegeben haben.« Nichtsdestotrotz ist Schmalz der Meinung, dass man panischen Reaktionen grundsätzlich am besten durch Informationen vorbeugen könne. Laut Uni-Sprecher Honecker sind inzwischen alle wichtigen Informationen über das Uni-Wasser unter anderem im Internet zugänglich. »Wir sind der Meinung, dass wir dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit damit nachkommen«, sagt er. Der Hauptausschuss des Studierendenparlaments sieht das anders und verlangt weitere Informationen. »Der komplette 38-seitige Prüfbericht wird weiter geheim gehalten«, sagt Dieter Asselhoven, der für die Alternative Liste im Ausschuss sitzt. Offen sei beispielsweise, woher die giftigen Metalle im Wasser kommen und welche Sanierungsmaßnahmen geplant sind. Auf die Aussage der Uni, dass das Wasser ungefährlich sei, will er sich nicht verlassen. »Die Leute sollen selbst entscheiden können, ob sie das Wasser trinken«, sagt er.