»Ich habe euch nicht vergessen«

Das Leben des Nazi-Jägers Simon Wiesenthal kommt ins Kino Von Lars Strojny

Berühmt wurde Simon Wiesenthal als Nazi-Jäger, der mit unerbittlichem Einsatz und Akribie TäterInnen aufspürte. Wie er Adolf Eichmann fand und der Gerichtsbarkeit übergab, ist unvergessen. »Wenn ich einmal im Himmel bin und meine ermordete Verwandtschaft treffe und sie mich fragen, was ich getan habe, so werde ich sagen, dass ich sie nicht vergessen habe«, sagte er über sein Tun. Vor zwei Jahren starb Wiesenthal. Nun läuft mit Ich habe euch nicht vergessen ein Dokumentarfilm über sein Leben an. Regisseur Richard Trank lässt FreundInnen, Verwandte und WeggefährtInnen erzählen und hat viele Originalquellen recherchiert. Simon Wiesenthal selbst kommt natürlich auch zu Wort. Trank benutzt dafür Ausschnitte aus zahlreichen Interviews, die mit Wiesenthal geführt wurden. Einfühlsam und ohne in plumpen Kitsch abzufallen, erzählt Trank die Geschichte eines Entronnenen, der durch den Holocaust seine ganze Familie verlor und es zu seiner Lebensaufgabe machte, die MörderInnen nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Trank beschreibt nicht nur die herausragenden Erfolge Wiesenthals, der zur Strafverfolgung von fast 1100 KriegsverbrecherInnen beitrug. Er zeigt auch Wiesenthals Scheitern, die Momente der Einsamkeit und die Bedrohung durch alte und neue Nazis. Das alles erzählt er ohne zu beschönigen. Trank gelingt es, durch geschickte Abwechslung von nachgestellten Szenen, Originalmaterial und -stimmen, das Leben und Werk Wiesenthals nachvollziehbar zu erzählen und einen guten Eindruck von dessen Person zu vermitteln. Komponistin Lee Holdridge liefert durch Neu-Interpretationen klassischer Klezmer-Stücke die passende Filmmusik und rundet die Würdigung Wiesenthals damit ab. Für die deutsche Fassung hat Iris Berben den im Original von Nicole Kidman gesprochenen Film synchronisiert. Ihre angenehme Erzählstimme komplettiert den Film. Einzig die Untertitel für englische Originaltöne hätte man sich sparen können - sie unterbrechen die eindrucksvolle Mimik Wiesenthals in Interview-Ausschnitten.