Cowboy und Indianer

Bildergeschichten XXVI: Wie eine Wildwest-Legende die Geschichte der amerikanischen Pionierzeit erzählte und Rassismus schürte Von Julia Groth

Mutige Cowboys, blitzende Colts, Indianer auf ungesattelten Mustangs - das ist das Bild vom Wilden Westen, wie es viele Bücher und Filme vermitteln. Bevor Western-Filme aufkamen, gab es Buffalo Bill's Wild West Show. Der große Western-Zirkus tourte Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts durch die USA, Kanada und Europa. Er präsentierte den ZuschauerInnen ein Bild der US-amerikanischen Pionierzeit, das ebenso bunt wie verzerrt war.

Gründer der Show war William Frederick Cody, besser bekannt als Buffalo Bill. Cody hatte zuvor nicht nur als Büffeljäger gearbeitet, sondern sich auch als Goldsucher, Pfadfinder und Reiter beim Pony-Express versucht. Die Wild West Show gründete er 1883. Ihr Star war die Kunstschützin Annie Oakley. Die junge Frau konnte einem Mann eine brennende Zigarette aus dem Mund schießen.

Als weitere Attraktion hatte Cody den berühmten Sioux-Häuptling Sitting Bull in seine Show geholt. Sitting Bull, einer der Führer der indianischen Freiheitsbewegung, wurde dabei übel getäuscht. Wegen seiner schlechten Englischkenntnisse dachte er, er könne vor einem großen Publikum über die an den IndianerInnen verübten Verbrechen sprechen. Er hielt Ansprachen in seiner Muttersprache Lakota, ohne darüber aufgeklärt zu sein, dass es sich um eine Show handelte.

IndianerInnen und andere Menschen aus fremden Kulturen zur Schau zu stellen, war im 19. Jahrhundert beliebt. Die »Ausstellungsstücke« sollten ihr vermeintliches Alltagsleben vorspielen, manchmal auch Kunststücke vorführen. Indem sie Unterschiede überbetonten, trugen die so genannten Völkerschauen dazu bei, Rassismus zu schüren. Als die Wild West Show 1889 in Karlsruhe gastierte, mussten die KarlsruherInnen die Vorführung allerdings ohne Sitting Bull sehen. Er hatte es abgelehnt, an der Europa-Tournee teilzunehmen.

William Cody war zu diesem Zeitpunkt bereits durch seine Show und Groschenromane, die ihn zum Helden stilisierten, berühmt geworden - und möglicherweise größenwahnsinnig. Er versuchte mehrmals, eine Stadt zu gründen, und verlor dabei viel Geld. Im Jahr 1896 gelang es ihm schließlich mit Hilfe einiger Investoren. Die Stadt Cody in Wyoming wirbt heute mit einem Buffalo-Bill-Museum sowie dem Slogan: »Cody is Rodeo!«