Die Herbstzeitlosen

Von Julia Groth

Schweizer Dörfer sind nicht immer so beschaulich, wie es den Anschein hat. Auch dort wird intrigiert und betrogen. Diese Erfahrung muss die achtzigjährige Martha in Bettina Oberlis Komödie Die Herbstzeitlosen machen. Die Rentnerin will sich nach dem Tod ihres Mannes einen langgehegten Traum erfüllen und ihren Tante-Emma-Laden in eine Unterwäsche-Boutique verwandeln. Gemeinsam mit drei ebenfalls reiferen Freundinnen macht sie sich daran, die Boutique «Petit Paris« zu eröffnen und gegen alle Widerstände zu verteidigen. Und Widerstand gegen das vermeintlich schlüpfrige Geschäft kommt nicht nur von einem konservativen Lokalpolitiker, sondern auch von Marthas eigenem Sohn, dem bigotten Dorfpfarrer. Oberlis Geschichte über die Selbstverwirklichung im Alter ist zwar bieder inszeniert, kann aber dank der sympathischen Hauptcharaktere trotzdem gut unterhalten. Die Moral der Geschichte, dass auch alte Menschen Würde und ein Recht auf Lebensfreude haben, hätte allerdings etwas weniger plakativ präsentiert werden können.