Ouvertüre

Von Redaktion

Bei der letzten Sitzung erst saßen wir wieder in trauter Runde bei 18 Jahre altem Malt-Whiskey, die Havanna-Zigarren im Mund, und tauschten die Fotos unserer Besitztümer aus. »Mein Haus, mein Auto, mein Boot« - alles finanziert auf dem Rücken der Studierendenschaft. Jahrelang schon haben wir klammheimlich unsere Schäfchen ins Trockene gebracht, indem wir uns aus den Töpfen der Fachschaften bedient haben. Mit behäbigem Grinsen lassen wir gerade den Alkohol in teurem Kristall kreisen, da platzt die Bombe in Form eines grünen A5-Flyers: Man ist uns auf die Schliche gekommen!

Stellvertretend für die entrüsteten Studierenden der Philosophischen Fakultät heben die Unabhängigen (Unabs) den moralischen Zeigefinger. Nicht für Gottes Lohn, sondern für Zeilengeld arbeiten wir, die AutorInnen der philtrat, des Organs des »ominösen« Schattenkabinetts der Philosophischen Fakultät, auch SprecherInnenrat oder SpRat genannt. Diese »selbsternannte Fakultätsvertretung« wirft das Geld nicht nur in den Rachen der philtrat, sondern verteilt es auch in obskure Töpfe wie »Büro« und »Öffentlichkeitsarbeit«. Gerade mal grob die Hälfte des 80.000-Euro-Haushalts lande nach dem gezielten Griff in die Kasse noch bei den Fachschaften, so prangern die Unabhängigen in ihrer Wahlkampfpublikation an.

In Schimpf und Schande unseren Hut nehmen müssten wir, wenn wir noch einen Funken Anstand hätten. Haben wir aber nicht. Was wir haben, ist ein Taschenrechner und eine Kopie vom letzten Haushalt - verabschiedet übrigens von der Phil-Fachschaftenkonferenz, in der, man höre und staune, jede Fachschaft eine Stimme hat. Und irgendwie kommen wir beim Nachrechnen des philtrat-Topfes immer nur auf Druckkosten und Spesen, das Zeilengeld suchen wir vergeblich. Dafür sticht ein anderer Rechenfehler ins Auge: Von den versprochenen 80.000 Euro hat der Unabs-AStA bisher nur rund 47000 Euro herausgerückt. Ebenfalls moralisch entrüstet bittet um Überweisung des Restbetrages auf unser Schweizer Nummernkonto

Die Redaktion