Zwischen Kind und Universität

Die Universität Köln bekommt eine Kindertagesstätte. Für Studierende mit Kind verbessert sich trotzdem nichts, denn die Einrichtung soll nur für die Kinder von WissenschaftlerInnen sein. Von Julia Groth

Als die Marburger Dozentin Christa Heilmann Ende vergangenen Jahres den Frauen-Förderpreis ihrer Universität verliehen bekam, nutzte sie die Festrede dazu, um auf die Schwierigkeiten eines Studiums mit Kind aufmerksam zu machen. Es fehle eine umfassende Kinderbetreuung. Ihre eigene Karriere habe sie nur mit großen Schwierigkeiten unter einen Hut mit ihrer Familie bringen können, sagte die dreifache Mutter. Wer an der Kölner Universität lehrt, hat es ähnlich schwer. Deshalb plant die Universitätsleitung derzeit den Bau einer Kindertagesstätte. Die soll allerdings nur für die Kinder von WissenschaftlerInnen sein. »Das Angebot der Kinderbetreuung ist für Wissenschaftlerinnen am wichtigsten«, sagt Uni-Sprecher Patrick Honecker. So könne man die Kölner Universität unter anderem für ausländische Koryphäen mit Kindern attraktiver machen.

Die Kita soll den Kindern Möglichkeiten für Sport, Kunst und Musik anbieten und auf einem erzieherischen Konzept fußen, das unter anderem aus der Montessori-Pädagogik entwickelt wurde. Schon ab einem Alter von vier Monaten sollen Kinder so betreut werden. Gerade diese frühe Zeit stellt Berufstätige oft vor Probleme, denn Anrecht auf einen Kindergartenplatz hat der Nachwuchs erst ab drei Jahren.

Studierende Eltern sind in Zukunft wie bisher vor allem auf die »Uni-Kids«, das Angebot des Studentenwerks, angewiesen. Dort können sie ihre Sprösslinge im Alter von einem bis drei Jahren maximal drei Tage die Woche unterbringen. Daneben gibt es eine Mailingliste, um sich zur gegenseitigen Hilfe bei der Betreuung abzusprechen. Oft genügt das aber nicht, um nebenher ein Studium in der vorgeschriebenen Zeit zu absolvieren. »Die Situation in Köln ist für Studierende mit Kind sehr schlecht, vor allem mit sehr kleinen Kindern«, sagt Astrid Holler vom Sozialreferat des Kölner AStA. »Als Mutter hat man an der Uni sofort verloren.« Die allgemeinen Studiengebühren belasten studierende Eltern zusätzlich. Holler fordert deshalb, ihnen ein Teilzeitstudium zu günstigeren Konditionen zu ermöglichen.

Ein Problem, das sich nicht mit Geld lösen lässt, ist die vergleichsweise geringe Akzeptanz junger Eltern an der Uni. Viele DozentInnen reagierten beispielsweise ungehalten, wenn SeminarteilnehmerInnen wegen ihrer Kinder früher gehen müssten, berichtet Holler. Und auch kinderlose Studierende schauten ihre Mitstudierenden mit Kind auf dem Arm häufig schief an. »Die Toleranz gegenüber Kindern muss größer werden, unter Studenten ebenso wie unter Dozenten«, sagt Holler.

Für WissenschaftlerInnen verbessert sich die Lage frühestens in zwei Jahren. Bis dahin soll auf einem Grundstück in Uninähe ein Gebäude entstehen, das Platz für mindestens vierzig Kinder bietet. Das Geld für den Bau kommt vor allem vom Verein der Freunde und Förderer der Universität Köln. Finanziell unterhalten wird die Kita dann teils von der Universitätsverwaltung, teils von den Fakultäten. Dabei gilt, dass die Fakultät, die am meisten zahlt, auch die meisten Plätze zugesichert bekommt. Mit dem jährlichen Grundbeitrag von 15000 Euro hat eine Fakultät Anrecht auf zwei Plätze, so auch die Philosophische Fakultät. Die meisten »ihrer« Kinder hat schon jetzt die Medizinische Fakultät untergebracht. Sie hat erklärt, 80000 Euro beisteuern zu wollen.