Terrorbrutstätte Uni?

PolitikerInnen diskutieren über eine mögliche terroristische Bedrohung durch muslimische Studierende. Von Julia Groth

Er hatte sich in Kiel für Mechatronik eingeschrieben und wohnte im Studierendenwohnheim. Aber Youssef Mohamad E.H. ist anscheinend alles andere als ein normaler Student. Das musste die Öffentlichkeit feststellen, als der 21-jährige Libanese und Muslim wegen eines versuchten Anschlags auf einen Regionalexpress verhaftet wurde. Der Sprengsatz zündete zwar nicht, aber die Unsicherheit gegenüber muslimischen Studierenden wächst. Bereits einige Wochen vor Youssef H.s Verhaftung nahm die Polizei in Kiel einen ehemaligen Studenten fest, der Kontakt zur Terrororganisation El Kaida haben soll. Auch Mohammed Atta, einer der Attentäter des 11. Septembers, war Student, ebenso wie seine Komplizen. Bis 1998 hatte Atta an der Technischen Universität Hamburg-Harburg Stadtplanung studiert.

»Im Bereich der Hochschulen haben wir ein enormes Sicherheitsleck. Wir müssen die Frage, wer bei uns studieren darf, restriktiver behandeln«, sagte der brandenburgische Generalsekretär Sven Petke (CDU) gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD). Aber festzustellen, wer potenzieller Terrorist ist und wer nicht, ist schwierig. Weder Youssef H. noch Atta entsprechen dem Klischeebild des fanatischen Islamisten. Beide wurden von NachbarInnen und KommilitonInnen als freundliche und unauffällige Menschen beschrieben. Youssef H. wurde kurz vor dem geplanten Anschlag von Überwachungskameras im Kölner Hauptbahnhof mit Ballack-Trikot gefilmt. »Es gibt kein Täterprofil mehr, außer dass es junge Muslime und Versager sind, die ihre Beine nicht auf den Boden kriegen«, sagte Guido Steinberg von der Berliner Stiftung für Wissenschaft und Politik der FTD. »Es gibt keine organisierten gewalttätigen Strukturen an deutschen Universitäten.« Islamische Verbände, die es unter anderem an vielen Hochschulen gibt, wehren sich gegen Schuldzuweisungen und eine pauschale Kriminalisierung. »Insbesondere erwarten die Muslime eine sachliche Auseinandersetzung in der öffentlichen Diskussion, damit sich der Eindruck eines Generalverdachtes nicht verfestigt. Gemeinsam mit allen gesellschaftlichen Kräften müssen wir Konzepte entwickeln, um die Ursachen des Terrorismus an ihrer Wurzel zu bekämpfen«, heißt es beispielsweise in einer Erklärung von rund 25 Verbänden.