Das Weiberlexikon: Von Abenteurerin bis Zyklus

Von Nicola Milani

1985 erschien das erste Weiberlexikon. Damals noch mit dem Adjektiv »Kleines« versehen, hat das Werk mit der mittlerweile fünften Auflage stark an Volumen zugenommen. Die Herausgeberinnen Florence Hervé und Renate Wurms präsentieren ein erweitertes, aktualisiertes und beträchtlich überarbeitetes Lexikon, das einzig und allein den Frauen gewidmet ist. Dabei werden nicht nur frauenspezifische Themen wie beispielsweise »Mutterschaft« behandelt, sondern auch allgemeine wie »Demokratie« oder »Sport«. Im Gegensatz zu üblichen Lexika konzentrieren sich diese Artikel jedoch auf deren weiblichen Aspekt. So beinhaltet das Weiberlexikon zwar einen Eintrag zu »Freundin«, aber keinen zu »Freundschaft«.

Im Vorwort bezeichnen Hervé und Wurms das Buch als eigenwillig. »Bemerkenswert, was in vielbändigen Lexika fehlt oder unterbelichtet ist, wie oft Fraueninteressen unberücksichtigt bleiben, mit welcher Selbstverständlichkeit von der Situation des Mannes als gültig fürs Ganze ausgegangen wird.« Während einige Artikel kurz und knapp den zu behandelnden Begriff erklären, gehen andere tief ins Detail. »Utopie« breitet sich auf fünfeinhalb Seiten aus, während »Unberührtheit« mit fünf Zeilen auskommt, »Virginität« sogar mit noch weniger: »von lat. 'virgo' = Jungfrau, die Jungfräulichkeit.« Auch im Ton kann man gelegentlich einzelne AutorInnen voneinander unterscheiden. Einige schreiben sachlich, andere sarkastisch, wieder andere humorvoll. Beispielsweise steht bei »Schlange«: »So erzwang, selbst nach einer von biblischen Patriarchen verfassten Legende, eine Frau den Zugang zur Erkenntnis und machte damit sich und den zaghaften lahmen Adam zu Menschen.«

Humor ist nicht der einzige Grund, aus dem es sich empfiehlt, dieses Buch zu lesen. Die Themen sind, unabhängig von ihrer Länge, informativ und gut recherchiert. Mit Hilfe von Bildern und Zitaten wird der Text lockerer und gleichzeitig noch lehrreicher gemacht. Interessant ist das Weiberlexikon nicht nur für FeministInnen, sondern auch für Männer, für die das weibliche Geschlecht ein Buch mit sieben Siegeln ist.

Dass es sich dennoch bei diesem Lexikon in erster Linie um ein Werk von Frauen für Frauen handelt, erkennt man allein schon an der AutorInnenschaft: neben den 69 Mitarbeiterinnen wirkt der einzige männliche Autor etwas verloren. Insbesondere deshalb, weil von ihm lediglich ein Artikel stammt, und zwar bezeichnenderweise zu dem Thema »Männerbewegung«.

Florence Hervé, Renate Wurms (Hg): Das Weiberlexikon. Von Abenteurerin bis Zyklus. Papyrossa Verlag, Köln 2006, 29,90 Euro.