philtrat: Filme http://www.philtrat.de/ de http://www.philtrat.de/ philtrat redaktion@philtrat.de (Support philtrat) Die Mannschaft http://www.philtrat.de/articles/2090/ 90 Minuten Gänsehaut, Emotionen und Fußball pur Wed, 12 Nov 2014 16:10:48 GMT http://www.philtrat.de/articles/2090/ Sabrina Wirth Wenn einem nach 5 Minuten bereits die Tränen in den Augen stehen, dann ist man von Anfang an von dem Film und der Story gefesselt. Und so war es auch. Obwohl das Ende der Weltmeisterschaft und die Ergebnisse der Spiele natürlich bekannt sind, sind diese 90 Minuten über die vier Wochen in Brasilien mitreißend und fantastisch. Es werden intime Einblicke in das Campo Bahia - die Unterkunft der Nationalmannschaft in Brasilien - und die intensive Vorbereitung in Südtirol und die Kabine der Mannschaft gezeigt. Kleine Nebengeschichten außerhalb des Platzes und der Öffentlichkeit geben einen wunderbaren Einblick in das "Wir-Gefühl" der Mannschaft. Die außergewöhnliche Stimmung und der Zusammenhalt des gesamten Teams ist greifbar und wird mit vielen witzigen, nachdenklichen und bewegenden Szenen den Zuschauern vermittelt. Diese 23 Spieler und das ganze Trainerteam waren eine Familie, an der Fußballfans nun durch den Kinofilm teilhaben und diese einzigartigen Momente des FIFA World Cups 2014 noch einmal hautnah miterleben dürfen.

Wer die grandiose Weltmeisterschaft noch einmal Revue passieren lassen will und alle Emotionen, die Spannung und die Freude noch einmal erleben möchte, sollte sich "Die Mannschaft" nicht entgehen lassen.

Kinostart: 13. November 2014

Produzenten: Martin Christ, Jens Gronheld, Ulrich Vogt

Länge: 90 Minuten

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Doktorspiele http://www.philtrat.de/articles/2088/ Unterhaltsame Teeniekomödie für jedes Alter Sat, 23 Aug 2014 15:46:29 GMT http://www.philtrat.de/articles/2088/ Sabrina Wirth Der 16-jährige Andi ist hoffnungslos in die schöne Katja verliebt. Diese hat jedoch nur Augen für den Mädchenschwarm Bobby, dessen herausragende Attribute Andi beim Gruppen-Duschen bereits bestaunen musste. Dass die Größe angeblich einen echten Mann ausmacht, musste Andi schon als Kind schmerzlich erfahren: Seit einem "Doktorspiel" mit seiner Sandkastenfreundin Lilly leidet er an einem Größen-Trauma. Ausgerechnet diese Lilly wohnt nun für einige Tage in Andis Haus. Gefühlschaos, Selbstzweifel, Liebeskummer und Peinlichkeiten sind in dieser verzwickten Situation vorprogrammiert.

Eine lustige Teenagerkomödie, die einem die eigenen Probleme als Jugendlicher erneut ins Gedächtnis ruft. Fans von anspruchsvollem Kino können sich diesen Film jedoch ohne schlechtes Gewissen entgehen lassen. Bei vielen Szenen möchte man sich einfach nur die Hände gegen den Kopf schlagen, aufgrund übertriebener Dummheit seitens der Charaktere und der Story, die ein wenig an American Pie erinnert. Dennoch ist Doktorspiele eine gelungene Sommerkomödie, die Zuschauer jeden Alters garantiert zum Lachen bringt.

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Lucy http://www.philtrat.de/articles/2087/ Scarlett Johansson zwischen Wahnsinn, Genialität und Absurdität Tue, 19 Aug 2014 20:02:35 GMT http://www.philtrat.de/articles/2087/ Sabrina Wirth Eine wissenschaftliche Erkenntnis besagt, der Mensch könne nur 10% seines Gehirns nutzen. Was wäre, wenn wir jederzeit auf die vollen 100% zugreifen könnten?

Lucy, eine amerikanische Austauschstudentin in Taiwan, wird von ihrem Freund Richard gezwungen, einen ominösen Koffer zu übergeben. Der Deal geht schief, und Lucy gerät in die Gefangenschaft einer skurrilen Organisation, bei der ihr operativ ein Drogenbeutel eingesetzt wird, den sie so über die Grenze nach Europa schmuggeln soll. Auf dem Weg zum Flughafen reißt dieser Beutel allerdings auf und die neuartige synthetische Droge (CPH4) beginnt sich in ihrem Organismus zu verteilen. Sofort entwickelt Lucy außergewöhnliche Fähigkeiten. Ihre Gehirnauslastung steigt langsam von 10% in Richtung 100%, mit unglaublichen Auswirkungen. Mit dem Fortschreiten von Lucys "Mutation" kann sie andere Menschen und Gegenstände sowie Raum und Zeit kontrollieren. Ihre telepathischen und telekinetischen Fähigkeiten entwickeln sich immer weiter. Hilfe sucht sie bei dem Wissenschaftler Professor Norman, der sich seit geraumer Zeit mit der Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns auseinandersetzt.

Fakt ist, dass Lucy das Publikum spalten wird. Entweder man ist fassungslos aufgrund der proportional zu Lucys Gehirnleistung steigenden Skurrilität des Films, oder man lässt sich auf die übertriebenen Fähigkeiten von Lucy und den leicht mitschwingenden philosophischen Unterton ein. Letzterer kommt nur durch das herausragenden schauspielerische Talent von Scarlett Johansson zustande. Angelehnt ist die Story an den Film Ohne Limit (2011, u.a. mit Bradley Cooper), kommt aber nicht ansatzweise an dessen Qualität heran. Ein Grundfazit des Films: Kann man 20% seines Gehirns nutzen, brauche ich nie wieder zum Friseur.

Regie: Luc Besson

Darsteller: Scarlett Johansson, Morgan Freeman, Choi Min-sik

Dauer: 90 Minuten

Erscheinungsdatum: 14.08.2014

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Planet der Affen - Revolution http://www.philtrat.de/articles/2086/ Zwei Spezies kämpfen auf herausragenden Bildern und in grotesken Actionszenen um ihr Überleben Wed, 13 Aug 2014 20:07:00 GMT http://www.philtrat.de/articles/2086/ Sabrina Wirth Planet der Affen - Revolution beginnt 10 Jahre nach dem Vorgänger Planet der Affen - Prevolution (2011) und der Befreiung der Laboraffen durch dessen Anführer Cesar. Das Affenvirus, welches zur Heilung von Alzheimer gezüchtet wurde, geriet außer Kontrolle und hat den Großteil der Menschheit ausgerottet. Die Welt, wie sie einmal war, existiert nicht mehr. Alle Affenarten siedelten sich in den Wäldern an und leben dort in ihren erbauten Kolonien. Die Überlebenden Menschen flüchteten in Kolonien in mitten der Stadt San Francisco. Hier schließt der neue Teil an.

Während eines Expeditionsausfluges von Forschern treffen Menschen und Affen zum ersten Mal aufeinander. Mit dem Wiederauftauchen der ungebetenen Gäste, die zwecks Stromerzeugung auf der Suche nach einem Staudamm sind, entwickelt sich ein entscheidender Konflikt: Können Affen und Menschen einander vertrauen? Und, wichtiger noch: Können beide Spezies überhaupt sicher sein, dass die jeweils eigene prinzipiell vertrauenswürdiger ist? Malcolm und seine Freundin Ellie merken schnell, dass die Affen das gleiche tun, wie die Menschen: Sie schützen ihre Familie, Heimat und die gewonnene Freiheit. Der Affe Cesar, aufgezogen von Menschen, sympathisiert noch immer mit ihnen und gestattet ihnen, auf Affenterritorium ihre Arbeit zu erledigen. Es gibt jedoch sowohl auf der Menschen- als auch auf der Affenseite misstrauische Individuen, die ein Zusammenleben mit der anderen Art nicht befürworten. Viele Menschen geben den Affen die Schuld für das ausgebrochene Virus und die darauf folgende Auslöschung ihrer Familien. Einige aus dem Labor ausgebrochene Affen, die jahrelang von den Menschen misshandelt und zu Versuchszwecken missbraucht wurden, befürchten einen Angriff auf ihr Zuhause. Wie der Titel des Films bereits verrät, kommt es zu einer Revolution. Affen gegen Menschen, Menschen gegen Menschen und Affen gegen Affen.

Das Ende des Films ist vorhersehbar, da es sich wie bei dem Vorgänger Prevolution um die Vorgeschichte des ersten Planet der Affen- Films handelt. Dennoch beeindruckt der Film mit visuellen Effekten, den sehenswerten aber grotesken Actionszenen und der herausragenden Umsetzung bei der Vermenschlichung der Affen. Obwohl einige Szenen etwas aus der Luft gegriffen scheinen, ist Planet der Affen - Revolution eine weitere sehr gelungene Verfilmung aus der Planet der Affen- Reihe.

Den Zuschauer erwartet ein interessanter Denkanstoß über die Erkenntnis, wie ähnlich Menschen und Menschenaffen sich in Wahrheit sind.

Darsteller: Andy Serkis, Gary Oldman, Jason Clarke, Keri Russell

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Kinostart: 07.08.2014

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Eine Reise in die Vergangenheit um das Leben aller in der Zukunft zu retten http://www.philtrat.de/articles/2074/ X-Men - Zukunft ist Vergangenheit Thu, 19 Jun 2014 14:29:21 GMT http://www.philtrat.de/articles/2074/ Sabrina Wirth Die Kino-Geschichte lehrt uns mit Sicherheit eins: Fortsetzungen und weitere Teile eines Filmklassikers sind meistens schlecht. Beste Beispiele: Fluch der Karibik 4, Dirty Dancing 2, Nachts im Museum 2. Natürlich gibt es auch seltene Ausnahmen - zu diesen zählt der vierte Teil der X-Men Saga Zukunft ist Vergangenheit. Man könnte sogar behaupten, die Filme werden immer besser.

Im Zukunftsjahr 2033 machen wandlungsfähige Roboter jagt auf alle Mutanten. Eine kleine Gruppe der X-Men, darunter Professor X, Magneto, Ice-Man, Kitty, Storm und Wolverine, versuchen die Angriffe der Roboter abzuwehren: Kitty (Shadowcat) benutzt ihre Kraft, den Geist von Wolverine in die Vergangenheit zu schicken. Er kehrt ins Jahr 1973 zurück, um die Ermordung des Erfinders der Roboter durch die Gestaltwandlerin Mystique zu verhindern. Durch ihre Gefangennahme lieferte sie mit ihrer DNS den wichtigen Baustein der Roboter, ihre Anpassbarkeit an die verschiedenen Mutantenfähigkeiten. Nur Wolverines Psyche kann diese lange Zeitreise überstehen, ohne zu zerbrechen. Ihm muss es gelingen den verbitterten und zurückgezogenen Charles Xavier (Professor X) und den inhaftierten Eric Lehnsherr (Magneto) dazu zu bringen mit ihm zusammenzuarbeiten um Mystique aufzuhalten und die Zukunft zu verändern.

Tausende Marvel-Fans fieberten der Premiere entgegen - und wurden nicht enttäuscht. Auch der obligatorische Nachspann nach dem Abspann übertraf alle Erwartungen. (Also: sitzen bleiben und warten, es lohnt sich!) Bereits jetzt steigt die Vorfreude auf den nächsten geplanten Film, der Ende 2016 in die Kinos kommen soll.

Anschauen sollte man sich die Comic-Verfilmung allerdings nur, wenn gewisse Vorkenntnisse vorhanden sind, sonst ergibt weder die Story noch die wirklich gut eingearbeiteten Insider für den Zuschauer einen Sinn.

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit. USA 2014. Regie: DarstellerInnen: Hugh Jackman, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Ian McKellen, James McAvoy, Peter Dinklage

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Die Asche unseres Vaters... http://www.philtrat.de/articles/2073/ Rosa (Eva Birthistle) und ihre kleine Schwester Ailie (Charity Wakefield) wollen nach dem Tod ihres Vaters dessen Asche nach Kuba bringen - dort, wo sich ihre Eltern damals kennenlernten, und wo sie noch glücklich waren. Mon, 02 Sep 2013 14:03:04 GMT http://www.philtrat.de/articles/2073/ Vera Kleinken Rosa (Eva Birthistle) und ihre kleine Schwester Ailie (Charity Wakefield) wollen nach dem Tod ihres Vaters dessen Asche nach Kuba bringen - dort, wo sich ihre Eltern damals kennenlernten, und wo sie noch glücklich waren. Mit Rosa, der Weltverbesserin und Ailie, der unbeschwerten Fashionista machen sich in ¡Hasta la Vista, Sister! zwei sehr unterschiedliche Frauen auf eine Reise, die sie neu verbindet. Angekommen auf Kuba lernt Rosa den zwielichtigen Kubaner Ernesto kennen. Dessen Hilfe muss sie in Anspruch nehmen, als den Schwestern die Asche von der kubanischen Polizei abgenommen wird. Dies führt zu turbulenten Folgen und einigen gefährlichen Situationen für Rosa. Zur gleichen Zeit findet Ailie ein großes Familiengeheimnis heraus...

Die Storyline ist leider etwas vorhersehbar und das Tanztalent des viel gefeierten Carlos Acosta, der die Heldenrolle übernimmt, kommt leider etwas zu kurz. Doch trotz dem, einer nur mäßigen Synchronisation und der Gefahr, dass so manch einem der angespannte Charakter der Aktivistin Rosa auf die Nerven gehen könnte, ist dem Regisseur John Roberts mit ¡Hasta la Vista, Sister! ein unterhaltsamer Sommerfilm gelungen, der in das spannende Leben Kubas einführt. Positiv überrascht Charity Wakefield als Ailie, die ihre Rolle der oberflächigen kleinen Schwester gelungen zum charmantesten Charakter des Films verwandelt.

Trotz kleiner Kritikpunkte lohnt sich also der Gang ins Kino, wenn die Abende hier schon wieder kühler werden.

¡Hasta la Vista, Sister! Großbritannien 2012. Regie: John Roberts. DarstellerInnen: Eva Birthistle, Charity Wakefield, Carlos Acosta, u.a. Kinostart: 29. August 2013.

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Zauberduell in Las Vegas http://www.philtrat.de/articles/2062/ In Der Unglaubliche Burt Wonderstone zaubern Jim Carrey und Steve Carell um die Wette. Trotz vorhersehbarer Story tun sie dies auf eine sehr unterhaltsame Weise. Wed, 10 Jul 2013 11:24:05 GMT http://www.philtrat.de/articles/2062/ Christoph Wegener Schon als Kind waren der kleine Burt und sein Kumpel Anton von der Magie fasziniert. Jahre später haben sich die beiden den Traum eines jeden Magiers erfüllt und treten täglich in ihrer eigenen Show in einem Casino in Las Vegas auf. Doch durch die tausende Auftritte, in denen sie immer wieder die gleichen Illusionen zum Besten geben, wird vor allem Burt immer egozentrischer und gleichgültiger. Als auch noch der Straßenzauberer Steve Gray mit gefährlichen Stunts und schockierenden Tricks eine völlig neue Form der Magie etabliert, bedeutet dies das Ende für Burts und Antons Show. Beide müssen nun andere Wege finden, um mit ihrem Handwerk Geld zu verdienen, was vor allem dem hochnäsigen Burt schwer fällt. Dessen Luxusbedürfnis sorgt immer wieder für komische Momente, die Starkomiker Carell mit genialem Mienenspiel unterstreicht. Erst als sich Burt, hollywoodtypisch, vom Egozentriker zum bescheidenen Zauberer entwickelt, verliert seine Figur an Reiz. Aber das ist nicht schlimm, schließlich gerät er ab diesem Moment immer wieder mit Steve Gray, gespielt von Jim carrey, aneinander. Dieser ist die absurde Parodie des Starmagiers Chris Angel, der mit seiner Show »Mindfreak« das Thema Zauberei wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Jim Carrey hat sichtlich Spaß an seiner Kopie vom Mindfreak und vor allem sein letzter Trick, am Ende des Films, stellt die moderne Art der Zauberei an den Pranger. Bei einem Zaubererduell auf einer Geburtstagsparty zeigt sich sowohl die Größe beider Schauspieler, als auch die Kombination aus Wortwitz, Slapstick und beeindruckenden Illusionen, die Der unglaubliche Burt Wonderstone zu einem wirklich guten Film machen. Einziges Manko ist, dass die anderen SchauspielerInnen neben Carry und Carell etwas untergehen. Außerdem ist die Geschichte selber vorhersehbar und uninspiriert, aber das machen die Illusionen, Witze und Figuren locker wieder wett. Vor allem die stets überzeugende Situationskomik peppt die Story immer wieder auf.

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The D is silent http://www.philtrat.de/articles/2061/ Wir schreiben das Jahr 1859, zwei Jahre vor dem Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs. Wed, 10 Jul 2013 11:22:56 GMT http://www.philtrat.de/articles/2061/ Christoph Wegener Wir schreiben das Jahr 1859, zwei Jahre vor dem Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs. Von seiner Frau getrennt, durch Peitschenschlägen gezeichnet und ohne Hoffnung auf Freiheit scheint der Sklave Django in einer ausweglosen Situation gefangen zu sein. Doch das Blatt wendet sich, als er vom deutschen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz befreit wird. Django soll dem Staatsdiener helfen, die kriminellen Brittle Brüder zu finden und wenn nötig zur Strecke zu bringen. Im Gegenzug verspricht Schulz, dem Sklaven die Freiheit zu schenken und mit ihm seine Ehefrau Broomhilda aus den Händen des Plantagenbesitzers Calvin Candie zu befreien.

Mit Django Unchained dreht Kultregisseur Quentin Tarantino eine Hommage an den Italo Western der 60er Jahre und bleibt dabei seinem Stil treu. Wer die anderen Werke des Amerikaners kennt, der wird von »Django Unchained« also nicht überrascht sein. Wie schon bei seinen Filmen Inglorious Basterds und Kill Bill wechseln sich auch hier intelligente Dialoge und coole Sprüche mit wahren Explosionen aus Blut und Gewalt ab. So hebt sich der Western angenehm vom üblichen Hollywood Einheitsbrei ab, ist aber gleichzeitig auch nicht für zart besaitete. Neben einer vielfältigen Auswahl an Musik, die von 2Pac bis zu Johnny Cash reicht, hat sich Tarantino eine ganze Armada von berühmten SchauspielerInnen an Bord geholt, um seinen Western zu erzählen. Egal ob Jamie Fox als Django, der immer einen lässigen Spruch auf den Lippen hat, Christopher Walz in der Rolle des deutschen Kopfgeldjägers oder Leonardo Di Caprio als rassistischer Plantagenbesitzer: Django Unchained ist auf allen Positionen hervorragend besetzt. Für Tarantino- und Westernfans ist der Film Pflicht, aber auch allen anderen kann man Django Unchained nur empfehlen.

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Paradies: Hoffnung http://www.philtrat.de/articles/2060/ Melanie hat einen großen Makel: Sie ist dick. Während ihre Mutter zum Urlaub in Kenia aufgebrochen ist, muss Melanie in ein Diätcamp, um endlich abzunehmen. Wed, 10 Jul 2013 11:21:26 GMT http://www.philtrat.de/articles/2060/ Fatima Khan Melanie hat einen großen Makel: Sie ist dick. Während ihre Mutter zum Urlaub in Kenia aufgebrochen ist, muss Melanie in ein Diätcamp, um endlich abzunehmen. Zwischen sportlichem Drill und Ernährungsberatung knüpft die 13-jährige zarte Freundschaftsbande und verliebt sich zum ersten Mal. In den 40 Jahre älteren Camp-Arzt, der ihre Sehnsucht nicht nur bemerkt, sondern auch erwidert. Der Unmöglichkeit dieser Liebe jedoch bewusst, weist er ihre Annäherungen zunehmend brüsk zurück. Melanie ist hin- und hergerissen, spürt sie doch, dass der Arzt sie auch begehrt. Doch warum lehnt er sie immer wieder ab? Melanie gibt ihrem Übergewicht die Schuld. Ermutigt von ihrer neuen Freundin Verena, beschließt sie jedoch, um ihre erste Liebe und ihr Glück zu kämpfen.

Auch im letzten Teil seiner Paradies-Trilogie zeigt Regisseur Ulrich Seidl in schonungslosen Bildern das Scheitern seiner zutiefst verunsicherten Protagonistin auf, die trotz allen Widrigkeiten auf die Erfüllung ihrer Sehnsüchte hofft. Die ernst genommen, akzeptiert und geliebt werden will, auch wenn sie nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Träume, die scheitern müssen in einer Gesellschaft, in der jedes Herausfallen aus der Norm streng bestraft wird.

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The Artist is Present http://www.philtrat.de/articles/2059/ Drei Monate saß die Performancekünstlerin Marina Abramovic im New Yorker Museum of Modern Art auf einem Stuhl. Ihr gegenüber auf einem anderen Stuhl konnten BesucherInnen des Museums Platz nehmen. Wed, 10 Jul 2013 11:19:06 GMT http://www.philtrat.de/articles/2059/ André Patten Drei Monate saß die Performancekünstlerin Marina Abramovic im New Yorker Museum of Modern Art auf einem Stuhl. Ihr gegenüber auf einem anderen Stuhl konnten BesucherInnen des Museums Platz nehmen. Es war verboten zu reden oder auf eine andere Art, als sich gegenseitig anzuschauen, miteinander zu interagieren. Was blieb, war der unmittelbare Blick auf die Person gegenüber, ins Gesicht der Künstlerin. In der fast zweistündigen Dokumentation The Artist is Present begleitet Regisseur Matthew Aker die Performance-Künstlerin bei ihrer gleichnamigen Performance aus dem Jahr 2010. Besonders eindrücklich sind die Szenen, in denen die Kamera die Reaktionen der BesucherInnen aufnimmt und zeigt, welche Kraft und Emotionalität durch die direkte Begegnung freigesetzt wird. Leider kommen nur wenige BesucherInnen im Film zu Wort. Berührend ist der Moment als Ulay, Abramovics langjähriger Performance- und Lebenspartner, ihr gegenüber Platz nimmt. Die zuvor in Interviews dargestellte innige Beziehung des früheren Künstlerpaars wird nun besonders deutlich: Für einen kurzen Moment wird der Mensch hinter der Performerin sichtbar. So ist The Artist is Present trotz einiger Längen ein sehenswertes Porträt einer außergewöhnlichen Künstlerin.

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Max Beckmann - Departure http://www.philtrat.de/articles/2058/ Mit 21 sagte Max Beckmann: »Ich glaube, ich werde alles erreichen, was ich will.« Beeinflusst von Cézanne und Van Gogh malt er im selben Jahr sein erstes Ölgemälde Junge Männer am Meer, für das er den Ehrenpreis des Allgemeinen Deutschen Wed, 10 Jul 2013 11:16:52 GMT http://www.philtrat.de/articles/2058/ Fatima Khan Mit 21 sagte Max Beckmann: »Ich glaube, ich werde alles erreichen, was ich will.« Beeinflusst von Cézanne und Van Gogh malt er im selben Jahr sein erstes Ölgemälde Junge Männer am Meer, für das er den Ehrenpreis des Allgemeinen Deutschen Künstlerbundes erhält. Fortan arbeitet er als Maler, doch als er den ersten Weltkrieg als freiwilliger Krankenhelfer miterlebt, ändert sich sein Malstil und wird schlagartig härter, schonungsloser. 1932 beginnt der Künstler mit seinem ersten Triptychon Departure. In dem dreigeteilten Gemälde nimmt er die Bedrohungen des Naziregimes vorweg und versieht dabei althergebrachte Mythen mit einer neuen Symbolik. Eine Vorgehensweise, der man in folgenden Gemälden wieder begegnet. Regisseur Michael Trabitzsch zeigt in einer Montage aus Fotos, Zitaten und den rätselhaften Gemälden Beckmanns dessen bewegende Lebensgeschichte auf. Zusammen mit ausgewählten ExpertInnen geht es auf eine faszinierende Reise, die zeigt, wie sich die Selbstbildnisse im Laufe der Zeit verändern. Der Dokumentarfilm entstand in Zusammenarbeit mit der Enkelin des Künstlers und das merkt man auch: So ist ein sehr persönliches und eindrucksvolles Porträt gelungen

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Paradies: Liebe http://www.philtrat.de/articles/2056/ Abgestoßen und fasziniert zugleich ist die 50- jährige Österreicherin Teresa von den unzähligen Sextouristinnen in Kenia, die sich stolz Sugarmamas nennen. Tue, 12 Mar 2013 18:05:41 GMT http://www.philtrat.de/articles/2056/ Fatima Khan Abgestoßen und fasziniert zugleich ist die 50- jährige Österreicherin Teresa von den unzähligen Sextouristinnen in Kenia, die sich stolz Sugarmamas nennen. Doch dann lernt sie Munga kennen, der sie vor den aufdringlichen Verkäufern am Strand beschützt. Der junge Kenianer gibt der alleinstehenden Mutter das, was sie seit Jahren vermisst: Aufmerksamkeit und Sex. Teresa ist verliebt und wird unversehens selbst zu einer Sugarmama, als Munga als Gegenwert für seine sexuellen Dienste Geld verlangt: für die Schwester mit ihrem kranken Kind oder für seine Cousine, die finanzielle Unterstützung für die Dorfschule braucht. Obwohl Teresa bereitwillig ihr Geld hergibt, reicht das Munga nicht und er verwehrt sich ihr. Plötzlich werden auch noch Gerüchte laut, dass Mungas Schwester in Wahrheit seine Frau ist und Teresa wird von einer Täterin zum Opfer.

Paradies: Liebe bildet den Auftakt einer geplanten Trilogie von Ulrich Seidl, der seinen ZuschauerInnen einiges abverlangt. Angewidert beobachtet man die Szenen, in denen junge Beach Boys weißen Frauen am Strand ihre Liebesdienste anbieten. Letzten Endes wird Teresa jedoch aus ihrem Paradies vertrieben, denn dort ist kein Platz für Liebe und nur eine Währung zählt: Geld.

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Einmal Mittelerde und zurück http://www.philtrat.de/articles/2055/ Tolkien-Fans bekommen die lang ersehnte Vorgeschichte zu Herr der Ringe serviert Tue, 12 Mar 2013 18:04:33 GMT http://www.philtrat.de/articles/2055/ Christoph Wegener Mit insgesamt 17 Oskars und Millionen von Kinobesuchern gehört die "Herr der Ringe"-Trilogie zu den erfolgreichsten Kinofilmen aller Zeiten. Neun Jahre nach dem letzten Film wendet sich Regisseur Peter Jackson erneut Mittelerde zu und erzählt in Der Hobbit: Eine unerwartete Reise die Vorgeschichte des Fantasy-Epos. Der titelgebende Hobbit Bilbo Beutlin führt ein geruhsames Leben. Bis eines Tages der Zauberer Gandalf an seine Tür klopft. Er will einer Gruppe von Zwergen helfen, den "Einsamen Berg" aus den Klauen des Drachen Smaug zu befreien. Der Berg war früher das Zentrum des Zwergenkönigreichs, bis der Drache die Bewohner vertrieb. Von Neugier und Abenteuerlust getrieben, verlässt Bilbo das idyllische Auenland und folgt den Kriegern auf ihrer Reise quer durch Mittelerde. Angeführt von Thorin Eichenschild, dem König der Zwerge, treffen sie auf gefräßige Trolle, Elben, turmhohe Steinriesen und mordlüsterne Orks. Sie durchqueren karge Landschaften, uralte Wälder, erklimmen hohe Berge und dringen tief in das Innere der Erde ein. Bei einer schicksalhaften Begegnung mit dem von der Macht des "einen Rings" besessenen Gollum gelangt Bilbo in den Besitz des Ringes.

Peter Jackson zieht auch im ersten Teil der Hobbit Trilogie alle Register, um die Fantasywelt von J.R.R. Tolkien zum Leben zu erwecken. Die unberührte Naturkulisse Neuseelands und die grandiose Musik entwickeln eine Faszination, der man sich nur schwer entziehen kann. Der Brite Martin Freeman ist wie geschaffen für die Rolle des unerfahrenen aber abenteuerlustigen Hobbits Bilbo und auch die anderen SchauspielerInnen erfüllen ihre Aufgabe mit Bravour. Vor allem die Zwerge sorgen für den ein oder anderen lustigen Moment. Der Grundton des Films bleibt aber eher düster und die erbitterten Kämpfe lassen den ZuschauerInnen besonders zum Ende hin kaum Zeit zum Durchatmen. Kritisieren kann man an dem Film eigentlich nur die Tatsache, dass er dem Hollywoodtrend folgt und in 3D in die Kinos kommt, denn auf die nur mäßigen Effekte könnte man getrost verzichten. Ansonsten ist Der Hobbit: Eine unerwartete Reise ein unglaublich beeindruckender und spannender Film, der über zweieinhalb Stunden bestens unterhält und sich nicht hinter den "Herr der Ringe"- Filmen zu verstecken braucht.

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Life of Pi. Schiffbruch mit Tiger http://www.philtrat.de/articles/2053/ Life of Pi beeindruckt mit einem Zusammenspiel aus bewegender Geschichte, imposanten Aufnahmen, Animationen und überzeugenden SchauspielernInnen. Tue, 12 Mar 2013 18:01:07 GMT http://www.philtrat.de/articles/2053/ "Der Tiger ist nicht dein Freund. Tiere denken nicht wie wir. Menschen, die das vergessen, werden getötet." Diese Lektion, die der Zoobesitzer Patel seinem Sohn Piscine, genannt Pi, in jungen Jahren erteilt, begleitet den Jungen auf einer abenteuerlichen Reise -mit einem Tiger auf dem Meer.

Doch zurück zum Anfang: Der Film beginnt mit dem erwachsenen Pi, der einem Schriftsteller seine Lebensgeschichte erzählt. Pi berichtet von seiner Kindheit im indischen Pondicherry, wo seine Familie einen kleinen Zoo betrieb, bis der Vater beschloss gemeinsam mit den Tieren nach Kanada auszuwandern. Dazu organisiert der Vater die Überfahrt auf einem großen Frachter. Die Reise in ein neues Leben endet jedoch in der Katastrophe. Während eines Sturms sinkt das Schiff und nur der 17-jährige Pi kann sich in ein Beiboot retten. Zu seiner Überraschung ist er nicht allein. Im Rumpf des Schiffes hat sich ein bengalischer Tiger versteckt.

Pis faszinierende Reise beginnt. Geprägt von gegenseitiger Furcht, von Respekt und dem Gefühl, einander zu brauchen, erleben Tiger und Mensch Hunger und Durst, sind den Gefahren des Meeres und einander ausgesetzt.

"Life of Pi. Schiffbruch mit Tiger" ist ein bewegender Film mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen und packenden Effekten. Regisseur Ang Lee gelang es den bekannten Roman von Yann Martel, der lange Zeit als unverfilmbar galt, eindrucksvoll in Szene zu setzen. Bemerkenswert ist vor allem die gelungene technische Umsetzung. Besonders in 3D erscheinen die Animation der Tiere und die Naturaufnahmen sehr effektvoll. Die Tiere wirken natürlich und auch bei der Besetzung der SchauspielerInnen setzte Regisseur Ang Lee auf Authentizität. Der 19jährige indische Nachwuchsschauspieler Suraj Sharma überzeugt in der Rolle des Pi Patels.

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Ein freudiges Ereignis http://www.philtrat.de/articles/2051/ Neun Monate reinen Glücks: So stellt sich die verliebte Barbara ihre Schwangerschaft vor. Doch weit gefehlt. Tue, 13 Nov 2012 19:20:32 GMT http://www.philtrat.de/articles/2051/ Fatima Khan Neun Monate reinen Glücks: So stellt sich die verliebte Barbara ihre Schwangerschaft vor. Doch weit gefehlt. In der Beziehung zwischen der jungen Philosophiestudentin und ihrem unreifen Freund Nicolas, der in einem Videoverleih arbeitet, ist plötzlich nichts mehr so unbeschwert wie vorher. Warum hat sie niemand gewarnt? Barbara empfindet ihre Schwangerschaft als einen Übergriff auf ihren Körper, ihre Identität und ihre Karriere. Während sie sich nur langsam ihrer Rolle als Mutter annähert, driften sie und Nicolas zunehmend auseinander.

Regisseur Rémi Bezançon begeg­net dem Thema Mutterglück in philosophischer Manier und zeigt dabei den inneren Konflikt einer Frau auf, die in der Gesellschaft die glückliche Mutter mimen soll, während ihr Leben und ihre Beziehung im Chaos versinken.

Teilweise wirkt der Film dabei ein wenig platt, etwa wenn Barbara gegen Ende des Films in einem Moment tiefster Verzweiflung einen Roman über ihre Geschichte verfasst. Das mag daran liegen, dass dem Film eine Romanvorlage zugrunde liegt, welche die Biographie der Autorin widerspiegelt. Der Film rührt an ein wenig thematisiertes Tabu: dass Mutterschaft nicht ausschließlich eine wundervolle Angelegenheit ist.

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On the Road http://www.philtrat.de/articles/2050/ Sal Paradise beginnt eine Reise ohne konkretes Ziel, auf der Suche nach sich selbst. Bald lernt der angehende Schriftsteller, der seinen ersten Roman schreiben möchte, den stets gut gelaunten und überall beliebten Dean Moriarty kennen. Tue, 13 Nov 2012 19:19:23 GMT http://www.philtrat.de/articles/2050/ Sabrina Schmidt Sal Paradise beginnt eine Reise ohne konkretes Ziel, auf der Suche nach sich selbst. Bald lernt der angehende Schriftsteller, der seinen ersten Roman schreiben möchte, den stets gut gelaunten und überall beliebten Dean Moriarty kennen. Auf ihrem Roadtrip begleitet sie meist Deans große Liebe, die minderjährige Marylou. So erforschen sie die weiten Straßen der Staaten und dabei auch sich selbst.

Die Verfilmung der Romanvorlage von Jack Kerouac inszeniert die Unentschlossenheit und den Lebenshunger der Beat-Generation, die nicht weiß, wo sie hingehört. Sex, Drugs und Jazz ziehen sich durch den gesamten Film. Die Reise der ProtagonistInnen ist von einer langatmigen Stimmung geprägt, die sich in der Musik des zweifachen Oscarpreisträgers Gustavo Santaolalla wiederfindet.

Die bekannten HollywoodschauspielerInnen, Viggo Mortensen und Kirsten Dunst, halten sich als Nebenfiguren eher im Hintergrund. Mit Garrett Hedlund, Sam Riley und Kristen Stewart setzt Regisseur Walter Salles auf junge, aber nicht unbekannte Talente. Durch die glaubwürdige Darstellung der SchauspielerInnen wird der Film zu einer authentischen Reise durch das Amerika der Fünzigerjahre.

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More than honey http://www.philtrat.de/articles/2049/ Einstein soll einmal gesagt haben, dass vier Jahre, nachdem die Bienen aussterben, auch die Menschen aussterben werden. Inzwischen wirken diese Worte beinahe wie eine Prophezeiung. Denn seit einigen Jahren sterben weltweit massenhaft Bienen. Tue, 13 Nov 2012 19:18:24 GMT http://www.philtrat.de/articles/2049/ Hanna-Lisa Hauge Einstein soll einmal gesagt haben, dass vier Jahre, nachdem die Bienen aussterben, auch die Menschen aussterben werden. Inzwischen wirken diese Worte beinahe wie eine Prophezeiung. Denn seit einigen Jahren sterben weltweit massenhaft Bienen.

Markus Imhoof, selbst Sprössling einer Imkerfamilie, versucht dem mysteriösen Sterben auf die Spur zu kommen. In seinem Dokumentarfilm teilen sich aufwändige Nahaufnahmen der Bienen die Leinwand mit BienenforscherInnen, KöniginnenzüchterInnen und ImkerInnen. Darunter Fred Jaggi, der hoch oben in den Schweizer Alpen Honig herstellt. Dort sind seine Bienen zwar keinen Pestiziden ausgesetzt, trotzdem muss auch er dabei zusehen, wie viele seiner Bienen sterben. Imhoofs Reise führt auch zu den riesigen Mandelplantagen Kaliforniens zu dem Großimker John Miller. Dessen Trucks karren 15 000 Schwärme quer durch die USA, immer dahin, wo gerade Blüte ist. Doch obwohl Miller bereits massiv Antibiotika einsetzt, sterben Tausende seiner Bienen.

Eine einfache Antwort auf die Frage nach dem Grund für das Bienensterben findet der Film nicht. Pestizide, Parasiten und andere Auswirkungen der systematischen Vereinnahmung der Natur spielen zusammen. Eine einfache Lösung, so gern man sie als ZuschauerIn präsentiert bekäme, gibt es daher leider auch nicht.

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Raus aus dem Hamsterrad http://www.philtrat.de/articles/2048/ Der Dokumentarfilm Speed analysiert die Beschleunigung unseres Lebens und sucht nach Alternativen. Tue, 13 Nov 2012 19:16:59 GMT http://www.philtrat.de/articles/2048/ Anna Pavani "Ich hab keine Zeit!" Wie oft sagen und hören wir das? Wir versuchen ständig Zeit zu sparen, effizienter und Multitasking-fähiger zu werden - und trotzdem bleibt am Ende oft keine Zeit übrig für die Dinge, die wir schätzen.

Im Dokumentarfilm Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit macht sich Regisseur Florian Opitz auf den Weg, um herauszufinden, wo unsere Zeit geblieben ist. Er führt seine ZuschauerInnen von Berlin ins ferne Bhutan, wo die Zeit Teil des Bruttonationalglücks ist. Über experimentelle Langsamkeitsprojekte in Patagonien geht es bis zum Zentrum des Finanzmarkts nach London, um die verschiedenen Spielarten der Zeit zu entdecken.

Die ZuschauerInnen begegnen mit dem Regisseur vielen ExpertInnen, die sich mit dem Thema Zeitmanagement beschäftigen. Eine besonders wichtige Rolle spielt Professor Hartmut Rosa, dessen Buch Beschleunigung - wie der Regisseur in der Pressekonferenz erklärte - den entscheidenden Anstoß für den Film gab. Rosas These ist, dass Beschleunigung ein gesamtgesellschaftliches Phänomen ist. Opitz versucht im Film, diese These zu überprüfen. Wer zwingt uns, immer schneller zu werden? Gibt es konkrete Möglichkeiten, aus diesem Hamsterrad auszusteigen?

Auf seiner Reise durch die Welt begegnet Opitz Menschen, welche die Beschleunigung vorantreiben und solche, die versuchen, konkrete Alternativen zu denken und zu leben. Die "Zeit ist Geld"-Logik und die alternativen Wege der Entschleunigung werden kraftvoll porträtiert. Besonders zu genießen sind der Humor und die Ehrlichkeit des Regisseurs, der gleichzeitig als Protagonist seine Erfahrungen teilt. Die kontrastierenden Szenarien, die Qualität der Bilder und die vielfältigen GesprächspartnerInnen beeindrucken. In dieser Reflexion über das Tempo unseres Lebens spielt das stetig wechselnde Tempo des Filmes selbst eine wichtige Rolle. Die Suche selbst ist das Verdienst dieser besonderen Reise - sie ist vielleicht wichtiger als eine eindeutige Lösung des Zeitproblems. Proust, dessen berühmter Roman dem Film seinen Namen leiht, hätte das bestimmt hoch geschätzt.

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Bond bleibt Bond http://www.philtrat.de/articles/2047/ James Bond feiert sein 50. Leinwand-Jubiläum mit einem neuen Kinofilm. Überraschungen gibt es nicht, dafür Bond par excellence. Tue, 13 Nov 2012 19:15:31 GMT http://www.philtrat.de/articles/2047/ David Fesser Pünktlich zum 50-jährigen Leinwand-Jubiläum des berühmtesten Geheimagenten der Welt meldet sich James Bond alias 007 mit Skyfall zurück auf der Kinoleinwand. Bond, der nach Casino Royale und Ein Quantum Trost mittlerweile zum dritten mal von Daniel Craig verkörpert wird, muss in Skyfall seiner Vorgesetzten M (Judi Dench) helfen, die scheinbar von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.

Der Film beginnt, als eine Mission Bonds auf fatale Weise schief läuft. Als eine Reihe von verdeckt arbeitenden Agenten auf der ganzen Welt enttarnt werden, sieht sich der britische Auslandsgeheimdienst MI6 einem brutalen terroristischen Angriff ausgesetzt. Dies hat zur Folge, dass Ms Position von ihrem neuen Vorgesetzten in Frage gestellt wird. Weil der MI6 nunmehr von innen und außen unter Beschuss gerät, kann M nur noch auf einen letzten verbliebenen Verbündeten zählen: Bond. Dieser muss die Angreifer des MI6 unschädlich machen. Sein Widersacher, der von Javier Bardem gespielte Silva, hat dabei eine interessante Verbindung zu Bond, wodurch der Kampf der beiden bis zum dramatischen Finale spannend bleibt.

Wer jedoch erwartet, dass James Bond in Skyfall neu erfunden wird, dürfte wohl enttäuscht den Kinosaal verlassen, denn Bond ist nun mal Bond und bleibt auch Bond. Natürlich ist es bei jedem Bond-Film bisher so gewesen, dass er vom jeweiligen Regisseur geformt und gestaltet wurde. In Skyfall führte der Oscar-Preisträger Sam Mendes Regie, dem von Anfang an bewusst war, dass der 23. Bond-Film im Jahr 2012 Jubiläum feiern würde. Deshalb sollte die neueste Folge der am längsten existierenden Filmreihe der Kinogeschichte auch all das bieten, was Bond immer schon zu Bond gemacht hat: todesverachtende Action, schillernde Schurken, bildschöne Bond-Girls, exotische Schauplätze, unwiderstehliche Musik, der Aston Martin DB5... und natürlich 007 höchstpersönlich. All diese Elemente fügen sich zusammen wie Gin und Vermouth - geschüttelt, nicht gerührt.

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Schweinerei in Gaza http://www.philtrat.de/articles/2010/ In Das Schwein von Gaza kommt ein palästinensischer Fischer in die ­Bredouille, als ihm ein Schwein ins Netz geht. Tue, 03 Jul 2012 16:11:56 GMT http://www.philtrat.de/articles/2010/ Hanna-Lisa Hauge Dass ein Fischer ein Schwein aus dem Meer fischt, ist eine ungewöhnliche Vorstellung. Markerschütternd aber ist es für Jaafar, einen Palästinenser aus Gaza. Denn Schweine sind weder in den palästinensischen Gebieten, noch auf israelischem Boden erlaubt. Schließlich gelten sie sowohl im Judentum als auch im Islam als unrein.

Jaafar hat ohnehin meistens Pech im Leben. Selten bringt er Geld nach Hause zu seiner Frau, fängt höchstens mal ein paar Sardinen. Zu seinem alltäglichen Leid gesellt sich also jetzt ein Schwein, das er unbedingt wieder loswerden muss. Er schöpft Hoffnung, als er erfährt, dass eine jüdische Siedlerin in der Nähe Schweine züchtet. Durch den Zaun schließen die beiden einen Deal: Schweine-Sperma für Yelenas Säue gegen Geld. Doch es dauert nicht lange, bis die Islamisten von der Sache Wind bekommen. Um nicht als Kollaborateur dazustehen, behauptet Jaafar, dass er geplant habe, mit dem Schwein einen Sprengstoffanschlag zu starten. Die Islamisten verlangen von ihm, dass er die Sache durchzieht, und zwar als »echter« Märtyrer.

Während sich die Handlung der Katastrophe zu nähern scheint, findet Jaafars Naivität kein Ende. Mal ist er den israelischen Soldaten ausgeliefert, mal den Islamisten. Doch je absurder das Pech des Fischers, desto deutlicher wird, dass der Regisseur Sylvain Estibal hier eine Fabel auf die Leinwand bringen wollte. Und so passt auch das sehr poetisch anmutende und damit aus der Reihe fallende Ende ins Ganze. Zwar keimt hier Hoffnung auf, aber gleichzeitig bleibt sie in einem unwirklichen Traum gefangen.

Das Schwein von Gaza handelt vom israelisch-palästinensischen Konflikt, schlägt sich aber nicht auf eine der beiden Seiten. Vielmehr bleibt der Film auf der Seite derer, die in diesen Bedingungen gefangen sind.

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Cosmopolis http://www.philtrat.de/articles/2008/ Eric Packer ist jung, arrogant, unfassbar reich - und er hat ein Problem. Zum ersten Mal in seinem Leben hat der Börsenmulti sich verzockt, und nicht zu knapp. Die Millionen purzeln zu Hunderten von seinem Konto. Tue, 03 Jul 2012 16:09:46 GMT http://www.philtrat.de/articles/2008/ Johanna Böttges Eric Packer ist jung, arrogant, unfassbar reich - und er hat ein Problem. Zum ersten Mal in seinem Leben hat der Börsenmulti sich verzockt, und nicht zu knapp. Die Millionen purzeln zu Hunderten von seinem Konto. Ein guter Zeitpunkt, um zum Frisör zu fahren. Unter den wachsamen Augen seines Sicherheitschefs begibt sich ­Pa­cker in seiner Limousine auf eine zähe Fahrt durch die Straßen New Yorks. Dabei liest er hier und da Bekannte auf, die ihn ein Stück in der Limousine begleiten: MitarbeiterInnen, seinen Leibarzt, die junge Ehefrau, die gealterte Geliebte. Leider gerät nicht nur der Verkehr ins stocken. Auch die viel gepriesenen Dialoge aus Don DeLillos Romanvorlage schleppen sich teilweise träge daher.

Kryptisch mutet das Gespräch mit seiner Cheftheoretikerin an, die in seinem Auftrag über Geld sinniert. Pa­ckers pseudophilosophische Fragen irritieren: »Woher weißt du, dass du hier im Auto bist und nicht im Büro?« Trotzdem bleibt es interessant. Je mehr sich Packer bei aller Arroganz und emotionaler Glätte in seine Sehnsucht nach dem Absturz hineinsteigert, desto sehnlicher warten die ZuschauerInnen auf seinen Ausbruch. Und während die Occupy-Protestler­Innen seine Umgebung in Schutt und Asche legen, sehen wir seinen Amoklauf nahen.

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Sons of Norway http://www.philtrat.de/articles/2007/ Wie kann der junge Nikolaj seinen Weg finden und erwachsen werden? Rebellion wäre wohl die naheliegende Antwort. Aber was ist, wenn der Vater noch rebellischer ist als der Sohn? Tue, 03 Jul 2012 16:09:09 GMT http://www.philtrat.de/articles/2007/ Anna Pavani Wie kann der junge Nikolaj seinen Weg finden und erwachsen werden? Rebellion wäre wohl die naheliegende Antwort. Aber was ist, wenn der Vater noch rebellischer ist als der Sohn? Neben dem Leitmotiv der Rebellion beschäftigt sich die Adaption des Romanes Theory and Practice des Schriftstellers Nicolaj Frobenius mit der Darstellung einer außergewöhnlichen Vater-Sohn-Beziehung. Nach dem Tod der Mutter, ohne ihre strahlende Präsenz, sind Magnus und Nikolaj allein: Der Vater ist ein Althippie mit exzentrischen Theorien über das perfekte Leben, aber ohne den Mut, Verantwortung zu übernehmen. Der Sohn ist orientierungslos, auf der Suche nach einer Umgebung, in der er seinen verwirrten Gefühlen einen Sinn geben kann. In den Sex Pistols und im Punk, der als musikalische Offenbarung die Vororte von Oslo erreicht hat, liegt seine Antwort. Um Abstand zu gewinnen, begeben sich Vater und Sohn auf einen Motorradtrip. Der lässt Nikolaj aber noch tiefer in seine Identitätskrise stürzen. Die gelungene Darstellung des Kampfes dieses sensiblen, verwirrten Heranwachsenden bekommt einen besonderen ästhetischen Reiz durch farbenfrohe und lebendige Momentaufnahmen, die gefühlvoll und ehrlich Nikolajs (innere) Welt wiedergeben.

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To Rome with Love http://www.philtrat.de/articles/2006/ Alle Wege führen nach Rom - so auch die Liebesgeschichten der ProtagonistInnen in Woody Allens neuer Komödie. Tue, 03 Jul 2012 16:07:39 GMT http://www.philtrat.de/articles/2006/ Alle Wege führen nach Rom - so auch die Liebesgeschichten der ProtagonistInnen in Woody Allens neuer Komödie. In der ewigen Stadt kreuzen sich die Schicksale des jungen Architekturstudenten Jack, des ehemaligen Opernregisseurs Jerry, des Durchschnittsrömers Leopoldo Pisanello und des schon in die Jahre gekommenen Architekten John. Jack verliebt sich in die beste Freundin seiner Freundin, die aus Amerika zu Besuch kommt, Jerry besucht mit seiner Frau die Tochter und ihren italienischen Verlobten, John erkennt sich in Jack wieder und Leopoldo Pisanello wird aus heiterem Himmel berühmt. Dazu kommt noch ein frisch verheiratetes Paar, Milly und Antonio aus Pordenone, die in ihren Flitterwochen unerwartete ­Erfahrungen mit einem Kinostar und einer Prostituierten machen.

Die Kamerabilder, die Rom in ein wunderbares Licht rücken, sind bemerkenswert und vergleichbar mit der Darstellung von Paris in Midnight in Paris. Bestätigt wird das außergewöhnliche schauspielerische Talent des brillanten und charismatischen Roberto Benigni. Leider verlieren die stereotypen und fast immer vorhersehbaren Abenteuer ihren Charme, da sie zumeist auf einer übertriebenen und vorurteilsbehafteten Vorstellung der Dolce Vita basieren.

To Rome with Love. Spanien/USA/Italien 2012. Regie: Woody Allen. DarstellerInnen: Woody Allen, Ellen Page, Penelope Cruz, Alec Baldwin, u.a. Kinostart: 30. August.

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Spieglein, Spieglein http://www.philtrat.de/articles/2004/ Was macht eine Prinzessin allein im Wald? Räuber jagen! Denn dieses Schneewittchen ist nicht wie das Original. Tue, 27 Mar 2012 10:34:25 GMT http://www.philtrat.de/articles/2004/ Johanna Böttges Was macht eine Prinzessin allein im Wald? Räuber jagen! Denn dieses Schneewittchen ist nicht wie das Original. Als sie erfährt, dass ihr Volk hungern muss, um die ausschweifenden Feste der Stiefmutter (dennoch sanfte Rehaugen: Julia Roberts) zu finanzieren, sagt sie ihr den Kampf an. Klar, Schneewittchen ist bildhübsch, die Königin eitel und fies, und am Ende tanzen Prinzessin und Prinz einen Bollywood-Hochzeitstanz. Aber der Plot des Grimm-Märchens wird zwischendurch ordentlich aufgemischt.

Denn dieses Schneewittchen wartet nicht in einem Glassarg darauf, dass ein Prinz sie erlöst. Allein im Wald ausgesetzt, schwingt sie sich zur Anführerin einer Räuberbande auf. Die sieben Zwerge, aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen, erbeuten sich ihren Lebensunterhalt als Diebe. Damit ist Schneewittchen natürlich nicht einverstanden, lässt sich jedoch die Kniffe und Kampftechniken der Räuber beibringen. So bezwingt sie die Königin, erobert ihr Reich zurück und befreit das Volk.

Und der Prinz? Den befreit sie schon bei ihrer ersten Begegnung aus einer peinlichen Lage. Der Funke springt über, trotz dessen leicht arroganter und dümmlicher Art. Und schließlich kommt es auch zum Märchenkuss: Allerdings, wie könnte es anders sein, unter ungewöhnlichen Umständen.

Spieglein, Spieglein - die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen. USA 2012. Regie: Tarsem Singh. DarstellerInnen: Julia Roberts, Lily Collins, Armie Hammer u.a. Kinostart: 5. April.

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Russendisko http://www.philtrat.de/articles/2003/ Was hilft einem Russen gegen Liebeskummer? Wodka mit Honig und Pfeffer. Tue, 27 Mar 2012 10:29:43 GMT http://www.philtrat.de/articles/2003/ Laura Reina Was hilft einem Russen gegen Liebeskummer? Wodka mit Honig und Pfeffer. Neben diesem Klischee beschäftigt sich die Adaption des Bestellers von Wladimir Kaminer mit den Träumen und der Freundschaft dreier junger Russen im wiedervereinigten Deutschland. Nach dem Mauerfall tauchen sie in die bunte, multikulturelle Szene Berlins ein.

Wladimir, dargestellt von Matthias Schweighöfer, und seine beiden besten Freunde verwirklichen sich also im Kapitalismus. Mischa will Musiker werden und Andrej Geschäftsmann. Er fängt mit Dosenbier an. Wladimir ist überaus zufrieden damit, seinen Freunden bei ihrer Selbstverwirklich­ung zu helfen. Nebenbei findet er die Frau seines Lebens und macht Mischa zu einem Juden, damit er ebenfalls unbefristet in Deutschland bleiben darf. Ansonsten verkörpert er Unbeschwertheit und gute Laune, wobei er eher zufällig den Sinn des eigenen Lebens findet. Bekannt charmant besticht Schweighöfer mal wieder in einer lustig-romantischen Rolle. Einen besonderen ästhetischen Reiz bekommt die Filmversion von Russendisko durch die in mehreren Sequenzen unterlegten wunderbaren Animationen von Alla Churikova.

Russendisko. Deutschland 2012. Regie: Oliver Ziegenbalg. DarstellerInnen: Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke, Christian Friedel, u.a. Kinostart: 29. März.

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Monsieur Lazhar http://www.philtrat.de/articles/2002/ Eines Mittwochabends erhängt sich die Lehrerin Martine Lachance in ihrem Klassenzimmer in Montreal. Am nächsten Tag entdecken Simon und Alice ihre tote Lehrerin. Beide erleiden einen Schock. Tue, 27 Mar 2012 10:28:44 GMT http://www.philtrat.de/articles/2002/ Julia Haas Eines Mittwochabends erhängt sich die Lehrerin Martine Lachance in ihrem Klassenzimmer in Montreal. Am nächsten Tag entdecken Simon und Alice ihre tote Lehrerin. Beide erleiden einen Schock. Alice, weil sie ihre Lehrerin auch als Bezugsperson sah und Simon, da ihn Schuldgedanken quälen. Damit der Schulalltag für die Kinder weitergehen kann, wird der Algerier Bachir Lazhar als Lehrer eingestellt. Der geheimnisvolle Monsieur Lazhar bringt Wärme und Herzlichkeit in das verschneite Montreal, jedoch sorgt seine veraltete Unterrichtsart zunächst für Unverständnis. Trotzdem fassen die Kinder nach und nach Vertrauen zu ihm. So beginnen die SchülerInnen langsam über ihre Trauer zu sprechen und auch Monsieur Lazhars bewegende Geschichte wird offenbart.

Der Film beleuchtet sehr vielschichtig die Probleme der Schulleitung durch den Verlust der Kollegin, die Trauerarbeit der Kinder und die Vorgeschichte des Monsieur Lazhar. Dem Regisseur Philippe Falardeau gelingt ein berührendes Drama, welches anstelle von vielen Settings auf Authentizität und gute SchauspielerInnen setzt. Vor allem überzeugt die Natürlichkeit der KinderdarstellerInnen. Ein sehr empfehlenswerter Film, der ohne Kitsch mitten ins Herz geht.

Monsieur Lazhar. Canada 2011. Regie: Philippe Falardeau. DarstellerInnen: Mohamed Saïd Fellag, Sophie Nélisse, Émilien Néron u.a. Kinostart: 12. April.

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Nazis auf dem Mond http://www.philtrat.de/articles/2001/ Die Science-Fiction-Komödie Iron Sky würde selbst Darth Vader beeindrucken. Tue, 27 Mar 2012 10:26:55 GMT http://www.philtrat.de/articles/2001/ Sebastian Grote 1945. Eine kleine Gruppe von Nazis findet mit Hilfe von Ufos, so genannten Reichsflugscheiben, Zuflucht auf der dunklen Seite des Mondes. Als im Jahr 2018 eine amerikanische Mondmission auf die Kolonie stößt, sehen sie ihre Zeit für eine Rückkehr auf die Erde gekommen. Obwohl die verblendete Mondnazilehrerin Renate Richter überzeugt ist, dass man Frieden auf die verkommene Erde bringen will, lässt ein überdimensionales Raumschiff namens Götterdämmerung Böses ahnen. Den Weltraumnazis fehlt lediglich noch ein geeigneter Antrieb für das Ungetüm. In den Smartphones der ErdbewohnerInnen sehen sie die Lösung. Während sich Renate mit einem kleinen Stoßtrupp auf die Suche nach den kleinen Wunderdingern begibt, wird sie sich der Lügen bewusst, mit denen sie aufgewachsen ist. Ihren Verlobten, den größenwahnsinnigen Klaus Adler, kann sie da aber nicht mehr stoppen. Eine Invasion steht kurz bevor. Die Präsidentin der USA nimmt das ganze dagegen gelassen und nutzt den Anlass für eine PR-Kampagne. Immerhin wurden alle ihre Vorgänger, die in der ersten Amtszeit einen Krieg führten, wiedergewählt.

Die Entstehung von Iron Sky ist fast genauso verrückt wie seine Story, denn ohne das Internet wäre der Film nicht möglich gewesen. Zum Beispiel sparten die ProduzentInnen Kosten durch das so genannte Crowd Funding. Dabei leisten Fans vorab finanzielle und kreative Unterstützung. Weniger geizig ging es dagegen bei der Auswahl derHauptdarstellerInnen zu. Vor allem Julia Dietze und Götz Otto überzeugen die ZuschauerInnen. Gelungene Computeranimationen sorgen schließlich für die genretypischen Effekte, sodass man dem Film den No-Budget-Charakter kaum noch ansieht.

Iron Sky. Finnland, Deutschland, Australien 2012. Regie: Timo Vuorensola. DarstellerInnen: Julia Dietze, Götz Otto, Christopher Kirby u.a. Kinostart: 5. April.

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Gegen den Männerwahnsinn http://www.philtrat.de/articles/2000/ In Wer weiß, wohin? rebellieren die Frauen eines libanesischen Dorfes gegen ihre Männer, die in den Religionskrieg einsteigen wollen. Tue, 27 Mar 2012 10:25:31 GMT http://www.philtrat.de/articles/2000/ Hanna-Lisa Hauge Ein kleines, abgelegenes Dorf in den Bergen Libanons. Hier leben Alte und Junge, Reiche und Arme, Verheiratete und heimlich Verliebte, Christen und Muslime. Bislang hat dieser bunte Haufen Menschen zwar nicht immer ganz harmonisch, aber doch friedlich zusammen gelebt. Als aber einer der Dorfjungen von einem Querschläger getötet wird, drohen die gewalttätigen religiösen Konflikte im Rest des Landes auf das Dorf überzuspringen.

Die Frauen sind verzweifelt. Nicht wenige haben im Bürgerkrieg ihre Ehemänner und Söhne verloren und wollen es nicht akzeptieren, dass die Gewalt wieder ausbricht und Leben fordert. »Glaubt ihr, wir sind nur hier, um euch zu betrauern?«, ruft Amal, eine der Hauptfiguren, die von der Regisseurin Nadine Labaki selbst gespielt wird. Die Frauen greifen zu kreativen Mitteln, um einen Krieg im Dorf abzuwenden. Warum nicht eine Truppe von ukrainischen Prostituierten ins Dorf holen, um die Männer abzulenken? Vielleicht hilft auch ein wenig Haschisch, heimlich eingeflößt, gegen die Dummheit der Männer?

Als der Nachfolger von Labakis Regie-Debut Caramel in die Kinos kam, war er für Wochen ausverkauft. Das mag daran liegen, dass es im vom Bürgerkrieg geschundenen Libanon keine Selbstverständlichkeit ist, dass das Thema der Religionskonflikte in einem Kinofilm verarbeitet wird, und schon gar nicht auf solch humorvolle Weise. Der Film rutscht aber nicht in die komödiantische Harmlosigkeit ab, sondern bietet neben Stoff zum Lachen und Schmunzeln auch genügend Anregung zum Nachdenken.

Labaki, Libanons bekannteste Regisseurin, möchte in ihrem Film die Sicht der Frauen darstellen. Sie versuchen, den mit wenig Gnade dargestellten Männern Vernunft beizubringen. Diese - zugegeben etwas vereinfachende - Sichtweise ist verständlich, denn in einer so von Männern und Kriegen dominierten Geschichte wie der des Libanon fanden die Frauen bislang viel zu selten Gehör. Außerdem ist dem Film durchgehend anzumerken, wie liebevoll Labaki trotz allem auf ihr Land und ihre Landsleute blickt.

Wer weiß, wohin? Ägypten/Italien/Frankreich/Libanon 2011. Regie: Nadine Labaki, DarstellerInnen: Nadine Labaki, Julien Farhat, Layla Hakim u.a., Kinostart: 22. März.

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Opium für die Nervensäge http://www.philtrat.de/articles/1980/ Huhn mit Pflaumen, der Nachfolger des gefeierten Animationsfilms Persepolis, ist ein traurig-komisches persisches Märchen für Erwachsene – mit echten SchauspielerInnen. Thu, 19 Jan 2012 19:58:25 GMT http://www.philtrat.de/articles/1980/ Johanna Böttges Nasser Ali Khan ist der berühmteste Violinist seiner Zeit. Er lebt im Teheran der 1950er Jahre. Auch wenn seine Familie unter seiner Selbstsucht leidet, sein Geigenspiel zieht alle in den Bann. Als jedoch eines Tages seine Geige zerbricht und mit ihr seine Fähigkeit, die Menschen mit seiner Musik zu berühren, beschließt Nasser Ali zu sterben. Er zieht sich ins Bett zurück und wartet auf den Tod. Doch der Engel des Todes lässt sich nicht drängen, und so beginnt ein Taumel durch die schönsten und die schlimmsten Momente im Leben Nasser Alis - und die Erinnerung an eine große, unglückliche Liebe.

Im Stil eines persischen Märchens inszenierten Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud ihren zweiten gemeinsamen Film. Das Leben von Satrapis Großonkel lieferte den Stoff für die Geschichte. Mit Huhn mit Pflaumen bringt die Comiczeichnerin Teil zwei ihrer geplanten Trilogie über das Leben ihrer Familie im Teheran der 20. Jahrhunderts auf die Leinwand. Der Vorgänger Persepolis, ein Animationsfilm für Erwachsene, wurde 2007 mit vielen Nominierungen international gefeiert. Obwohl auch Huhn mit Pflaumen auf einer Graphic Novel Satrapis basiert, drehte das RegisseurInnenduo diesmal mit SchauspielerInnen.

Satrapi und Paronnaud schaffen eine mal melodramatische oder melancholische, mal rasant komische Märchenwelt, die viel von der spielerischen Phantasie eines Comics hat. Wunderbar eklektisch verweben sie unterschiedliche filmische Stile und öffnen so Fenster in verschiedene Welten und Zeiten. Durch die Erzählung trägt die Musik Olivier Bernets, die an Yann Tiersens Kompositionen zu Die fabelhafte Welt der Amélie erinnert.

Die RegisseurInnen nutzen die Ausflüge in die Zukunft und Vergangenheit der Figuren ausgiebig, um die ZuschauerInnen zu amüsieren. Was tun mit dem rotzfrechen Söhnchen, dass den Deal mit dem Stradivari-Verkäufer zu verderben droht? Opium erscheint als das beste Beruhigungsmittel für kleine Nervensägen. Und natürlich ist es ironischerweise ausgerechnet der Bengel, der durch seine Gebete den Vater vorm Sterben bewahrt - beziehungsweise ihn daran hindert. Dass er später in der Plastikhölle eines amerikanischen Unterschichtenklischeelebens mit einer fetten Teenage-Mum als Tochter enden wird, verrät eine Vorblende in dessen Erwachsenenleben. Diese Entwicklung überrascht nicht - aber amüsiert. Ernster sind dagegen die Erinnerungen Nasser Alis an sein Leben und seine Liebe. Schon in der Schule bestraft ihn der Lehrer für seinen Eigensinn, während sein Bruder immer als vorbildlich gilt. Seine große Liebe Irane darf er nicht heiraten - und spielt daraufhin auf seiner Geige so schön, dass ihn die ganze Welt lieben muss. So hat er sich mit der Enttäuschung seines Lebens arrangiert. Aber was, wenn sie sich nach Jahrzehnten wieder begegnen?

Huhn mit Pflaumen. Frankreich/Deutschland/Belgien 2011. Regie: Margane Satrapi, Vincent Paronnaud. DarstellerInnen: Mathieu Amalric, Golshifteh Farahani u.a. Kinostart: 5. Januar 2012.

Foto © 2011 Prokino Filmverleih GmbH

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Wer erzieht hier wen? http://www.philtrat.de/articles/1970/ In Einer wie Bruno vertauschen Vater und Tochter die Rollen Thu, 20 Oct 2011 20:10:47 GMT http://www.philtrat.de/articles/1970/ Thomas Petrikowski Jetzt können Bruno und Radost auch Frau Corazon vom Jugendamt nicht mehr täuschen. Völlig betrunken liegen der geistig behinderte Bruno und seine gerade von einer Party heimgekehrte 13-jährige Tochter auf der Couch und offenbaren Frau Corazon mit einem Mal ihr Problem, dass Bruno die Vaterrolle überfordert. Als Frau Corazon Einwände gegen das wilde Treiben erheben will, wirft Bruno ihr vor: »Sie wollten doch, dass Radost wie eine ganz normale Jugendliche aufwächst.«

Die Tochter-Vater-Beziehung ist das zentrale Thema der Tragikomödie Einer wie Bruno. Die 13-jährige Radost übernimmt die Rolle der Erziehungsberechtigten, weil ihr Vater Bruno wegen seiner geistigen Behinderung auf dem Stand eines Kleinkindes ist. Sie kocht, organisiert Ausflüge und plant den Alltag. An der Fassade eines funktionierenden Familienlebens haben beide lange gearbeitet. Sie täuschen die Betreuerin vom Jugendamt, damit sie nicht getrennt werden. Bruno spielt ihr gegenüber den strengen Vater, die Tochter ist in der Schule ohnehin eine der Besten und bedarf wenig Unterstützung. Radosts KlassenkameradInnen wissen nichts von ihrer schwierigen Situation. Mit Einsetzen der Pubertät bei Radost beginnt vor allem für Vater Bruno ein schmerzhafter Trennungsprozess, denn seine Tochter fordert nun mehr Freiheiten. Bruno kann das veränderte Verhalten seiner Tochter nicht verstehen und Radost ist von ihrem infantilen Vater nur noch genervt.

Christian Ulmen als Bruno und die erst 15-jährige Lola Dockhorn als Radost spielen ihre Auseinandersetzungen mit einer bedrückenden Intensität. Besonders der sonst als Comedian bekannte Christian Ulmen glänzt in seiner bisher wohl anspruchvollsten Rolle als geistig behinderter Vater.

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