Unterstützung im Uni-Alltag

Gang durch die Uni IV: Das Autonome Behindertenreferat Von Johanna Böttges

Mobilität und Selbstständigkeit gehören zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium. Dass Treppen, Bahnen, schwere Türen, Toiletten ohne Lift und schriftliche Prüfungen für einige Studierende den Alltag im Studium erheblich erschweren, ist wenigen bewusst.

Umso wichtiger also, dass die Studierenden mit Behinderung oder chronischer Krankheit an der Uni eine Vertretung haben, die sich für ihre Belange einsetzt. Diese findet man in direkter Nachbarschaft zum AStA-Café Unikum im Büro des Autonomen Behindertenreferats. Dominique Schröter, Anne-Sophie Elksnat und Sebastian Schmid sind hier jeden Mittwoch zugegen, wenn es darum geht, ihre KommilitonInnen zu beraten oder Anregungen für neue Projekte entgegen zu nehmen. Dabei helfe ihnen und den anderen Referatsmitgliedern ihre Erfahrung, sagt Schröter, denn als Studierende mit Behinderung seien sie mit den Schwierigkeiten des Uni-Alltags vertraut. Trotzdem seien sie auf die Rückmeldung aller Studierenden angewiesen. Nur wenn Missstände gemeldet würden, könnten sie die Barrieren auch beseitigen.

Dass die ReferentInnen durchaus viel bewegen können, zeigen die erfolgreichen Projekte der vergangenen Jahre: Sie sorgten für die Umrüstung auf behindertengerechte Toiletten, den Bau von Aufzügen in der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät und der Universitätsbibliothek (USB) und einer Rampe zur Uni-Mensa. Auf dem Albertus-Magnus-Platz richteten sie ein Blindenleitsystem ein, das sehgeschädigten Studierenden die Orientierung auf dem Campus erleichtert. Aktuell arbeiten sie an der Einrichtung behindertengerechter Arbeitsplätze in der USB.

Um derart große Anliegen zu verwirklichen, setzen sich die ReferentInnen zuerst mit dem Schwerbehindertenbeauftragten der Uni und dann mit der Universitätsverwaltung in Verbindung. An einem runden Tisch wird einmal pro Jahr über Koordination und Umsetzung der Projekte diskutiert. »Bis die Finanzierung für ein Projekt geklärt ist, sind aber meistens mehrere Treffen nötig«, sagt Schmid. »Das kann oft Jahre dauern.«

Eine weitere wichtige Aufgabe des Behindertenreferats ist die persönliche Beratung. Dabei erfahren Studierende mit Behinderung oder chronischer Krankheit unter anderem, wie sie an Studienliteratur in Brailleschrift, Schreibhilfen und andere technische Hilfsmittel gelangen. Außerdem wissen die ReferentInnen, wer über selbstständiges Wohnen berät und wo Betroffene finanzielle Unterstützung erhalten oder AssistentInnen vermittelt bekommen. AssistentInnen unterstützen die Studierenden beispielsweise, indem sie ihnen Texte vorlesen, sie beim Schreiben stützen oder auf dem Unigelände begleiten und etwa Türen öffnen. Das Referat bietet außerdem eine spezielle Beratung für sehgeschädigte Studierende an. Allerdings machen längst nicht alle Studierenden der Zielgruppe von diesen Angeboten Gebrauch. »Wenn man die 9000 Studierenden betrachtet, die wir eigentlich vertreten, sind es relativ wenige«, resümiert Schröter.

Die studentische Interessenvertretung bietet aber mehr als ernste Gespräche und Organisationsarbeit: Neben zweiwöchentlichen Treffen veranstaltet sie regelmäßig Filmabende, Workshops zu Gewaltprävention und einmal im Jahr eine große Mensa-Party. Schließlich geht es bei ihrer Arbeit auch darum, Studierenden neben Informationen Austausch und Kontakt zu ermöglichen. So können sich im Autonomen Behindertenreferat alle Studierenden engagieren, die selbst eine Behinderung oder eine chronische Krankheit haben.

Nicht zuletzt aber ist es das Ziel der ReferentInnen, auch alle anderen Studierenden für die Belange ihrer KommilitonInnen zu sensibilisieren und ihnen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Schröter: »Nichts ist uns wichtiger, als dass jeder weiß, dass es uns und unsere Arbeit gibt.«