»Die Welt ist (k)eine Ware«

Der zweite McPlanet-Kongress zu Konsum, Globalisierung und Umwelt Von Julia Kirchner

»Was wäre, wenn alle Chinesen so leben wollten wie wir?« Diese ebenso beängstigend wie realistisch anmutende Frage bildete einen Schwerpunkt auf dem zweiten McPlanet-Kongress, der vom 3. bis 5. Juni an der Hamburger Universität stattfand. Vor den rund 1500 BesucherInnen berichtete unter anderem die chinesische Greenpeace-Aktivistin Ailun Yang über die Arbeit in ihrem Heimatland.

China gilt als »der einzige echte Wachstumsmarkt« und Vorzeigeobjekt der Weltbank: Der Aufstieg eines Volkes aus bitterer Armut. Der Boom fordert jedoch Ressourcen. 360 Millionen Menschen in China und Indien, so das Worldwatch Institut, gehörten 2004 zur »globalen Konsumentenklasse«, Tendenz steigend. Jeden Tag rollen tausende neue Autos über Chinas Straßen. Dennoch hat bisher nur ein Prozent der etwa eine Milliarde ChinesInnen ein Auto. In Deutschland liegt der Anteil bei fünfzig Prozent, in den USA noch höher.

Können wir den ChinesInnen verwehren, was uns recht und billig ist - und worauf wir selber nicht verzichten wollen? Diese Frage wurde auf dem Podium einstimmig verneint. Stattdessen, so die nicht von der Hand zu weisende Erkenntnis, müsse der Westen als Vorbild in nachhaltiger Entwicklung agieren, als Vorbild für einen ökologisch vertretbaren Wohlstand.

Der Kongress widmete sich in zahlreichen Foren und Workshops dem engen Zusammenhang zwischen sozialen und ökologischen Problemen. Heiß diskutiert wurde unter dem Schlagwort Nachhaltigkeit die dringend notwendige Steuerung der Umweltpolitik und der sozialen Standards weltweit. Die Globalisierung habe schwerwiegende Auswirkungen auf Menschheit und Natur, so der Tenor. Aber sie berge auch Chancen. So hätten die KonsumentInnen das Instrument der Kaufentscheidung, um Macht auf die ProduzentInnen auszuüben.

Um die Kritik am westlichen Lebensstil medienwirksam zu untermalen, fanden sich zum Abschluss des Kongresses etwa zweihundert TeilnehmerInnen auf der Moorweide in der Nähe der Universität zu einer symbolischen Aktion ein. Aufgestellt auf einer großen, weißen Plane und mit schwarzen Stoffstreifen über den Köpfen sah man aus der Luft einen riesigen Barcode, wie man ihn beispielsweise auf Lebensmitteln findet. Darunter waren die Logos von Attac, Greenpeace und BUND zu sehen, sowie der Spruch »Mehr Leben - Weniger Kaufen«.