Das Pariser Viertel Sentier gilt seit jeher als undurchsichtig und genießt alles andere als einen guten Ruf. Dieses Zentrum der französischen Textilproduktion verdankt seinen Erfolg zigtausenden von illegalen und damit billigen ArbeiterInnen, vorwiegend aus Pakistan, Sri Lanka, China, aus afrikanischen Ländern und der Türkei. Neben den Prostituierten der Rue St. Denis bieten die TextilarbeiterInnen an der Straßenecke ihre Arbeitskraft an - für einen 15-Stunden-Tag in klandestinen Werkstätten. Daneben floriert der Drogenhandel.
Ein idealer Schauplatz also für Dominique Manottis Paris-Krimi Hartes Pflaster, der genau diese »Zutaten« kombiniert. In einer Werkstatt im Sentier wird die Leiche einer minderjährigen thailändischen Prostituierten gefunden, dazu ein wenig Heroin. Einige Morde im Milieu der türkischen Drogenmafia halten die Pariser Polizei in Atem: Die Fehde zwischen den faschistischen Grauen Wölfen und türkischen Linksradikalen rafft ihre V-Männer dahin. Manotti situiert ihre Erzählung vor dem Hintergrund eines der letzten großen Arbeitskämpfe in Frankreich: Der Streik der illegalen türkischen ArbeiterInnen des Sentier für ihre Legalisierung im Jahr 1980.
Die Ermittlungen des Kommissars Daquin führen bald in höchste diplomatische Kreise und auch bei der Polizei scheint es eine undichte Stelle zu geben. Schnell wird klar, dass sich im Sentier keine klare Grenze mehr zwischen Polizei und Unterwelt ziehen lässt. Diese Polizisten verdienen an den Geschäften der Mafia und protegieren sie. Sie prügeln, brechen ein, vergewaltigen, erpressen. Einziger Sympathieträger bleibt der V-Mann und Geliebte des schwulen Kommissars: ein türkischer Arbeiter, der an vorderster Front für die Legalisierung der illegalen EinwanderInnen kämpft.
Mit Hartes Pflaster startet der Verlag Assoziation A die neue Reihe NOIR, die sich ausschließlich dem linken französischen Kriminalroman widmen soll.
Dominique Manotti: Hartes Pflaster, Verlag Assoziation A, Berlin 2004, 16 Euro.