Ein dunkelgrauer Hintergrund, dazu die Worte »game over« im Titel - das ist alles, was derzeit auf den Internetseiten der Kölner Antifa K zu sehen ist. Was bislang in Köln nur als Gerücht kursierte, ist jetzt amtlich: Die Antifa K hat sich nach rund sieben Jahren aufgelöst.
»Die Antifa-Bewegung der Neunziger Jahre hat sich überlebt und ein ganzer Teil von ihr hat sich faktisch aufgelöst«, heißt es in der »Auflösungserklärung«. Bei vielen in der Antifa K hätten sich zudem die »Prioritäten verschoben«, berichtet die Gruppe, die unter anderem 1999 einen Naziaufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung in Köln verhindert hat. Viele stünden nach dem Ende ihres Studiums am Anfang ihres Berufslebens und hätten dadurch weniger Zeit für politisches Engagement.
Offenbar hat es in der Antifa K einen Streit um die politische Ausrichtung gegeben. Einige Mitglieder wollten den Schwerpunkt auf den Kampf gegen Nazis, die anderen auf eine stärkere Thematisierung von Sozialer Frage, Globalisierung, Privatisierung und radikaler Kapitalismuskritik setzten. Mit Letzterem hätte »der viel beklagten Inhaltslosigkeit der Antifa« entgegengewirkt werden sollen, heißt es in der Auflösungserklärung. Statt »krampfhaft an veralteten Politikkonzepten« festzuhalten, wollen die AntifaschistInnen lieber am Aufbau einer starken radikalen Linken mitarbeiten und in Auseinandersetzungen zum Beispiel »um bedingungslose soziale Rechte oder die Wiederaneignung von Räumen« eingreifen. Damit dürfte auch ein Soziales Zentrum gemeint sein, das Linke in Köln schaffen wollen. Letztlich gehe es um eine Gesellschaft »jenseits von Verwertung und Ausbeutung«, erklärt ein Antifa-K-Mitglied.
Diese »inhaltliche Neuorientierung sei jedoch »nicht von allen Gruppenmitgliedern so mitgetragen«, räumt die Antifa K in ihrer Erklärung selbstkritisch ein: »Offenbar ist es nur unzureichend gelungen, diesen Diskussionsprozess so zu gestalten, dass er für alle eine Perspektive innerhalb der Antifa K geboten hätte.« Eine Spaltung habe es aber nicht gegeben, betont das Antifa-K-Mitglied.
Mit dem Israel-Palästina-Konflikt beziehungsweise der Strömung der so genannten Antideutschen, die sich in enger Anlehnung an die Bush-Regierung für den Irakkrieg ausgesprochen und KriegsgegnerInnen als Saddam-Freunde denunziert hatten, habe die Auflösung übrigens nichts zu tun, sagt ein anderes Mitglied der Gruppe. Das sei »definitiv nicht der Fall«. Beide Themen sorgen gegenwärtig in der deutschen Linken immer wieder für heiße Diskussionen.
Antifaschistische Arbeit wird es in Köln auch nach dem Ende der Antifa K weiter geben, sind sich die beiden Antifa-K-Mitglieder sicher. In den Stadtteilen gebe es Gruppen gegen Rechts, und auch eine Initiative gegen das Auftreten von RechtsextremistInnen bei den nächsten Wahlkämpfen sei bereits gegründet.
Dieser Artikel erschien zuerst in der taz köln vom 30. April 2004.