Olympia vs. Black Power

Bildergeschichten V:Wie das Eintreten für gleiche Rechte zum Ausschluss von den Olympischen Spielen führen kann. Von Volker Elste

Das Bild, verehrte Leserin, verehrter Leser, das sie auf dieser Seite sehen, ist eine der bekanntesten Aufnahmen, die je bei Olympischen Spielen entstanden ist. Sie zeigt die Siegerehrung für die Medaillengewinner im 200-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-City.

Beim Abspielen der US-amerikanischen Nationalhymne protestierten die Gold- und Bronzemedaillengewinner Tommie Smith und John Carlos (beide USA) mit erhobenen Fäusten und gesenkten Köpfen gegen die Diskriminierung der farbigen Bevölkerung in den USA. Während er mit erhobener rechter Faust für black power eingetreten sei, habe die linke Faust von Carlos, wie Smith später erklärte, die Einheit des »schwarzen Amerika« symbolisiert. Das schwarze Halstuch, das Smith getragen hat, sollte für den Stolz der schwarzen US-AmerikanerInnen stehen. Dass sie beide mit schwarzen Socken und ohne Schuhe zur Siegerehrung erschienen seien, so Smith weiter, habe schließlich die Armut der Schwarzen in den USA verdeutlicht. Noch während der Spiele wurden Smith und Carlos auf Beschluss des Nationalen Olympischen Komitees der USA aus dem US-amerikanischen Team ausgeschlossen. Ihre sportliche Karriere war damit aber noch nicht beendet. Anfang der Siebzigerjahre spielten Smith und Carlos in der National Football League.

Weniger bekannt ist, dass sich am Abend nach der Siegerehrung auch der australische Silbermedaillengewinner Peter Norman dem Protest der beiden US-Amerikaner angeschlossen hat. Er trug das Abzeichen des Olympic Project for Human Rights (OPHR), dem auch Smith und Carlos angehörten. Das OPHR hatte vor den Spielen alle farbigen US-amerikanischen SportlerInnen zu einem Boykott der Spiele aufgerufen, allerdings ohne Erfolg.