Ouvertüre

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Wir haben einfach kein Glück mit unseren Gewinnspielen. Da lobten wir in der letzten Ausgabe ein Video von Billy Wilder aus und kein Mensch wollte es haben. Und so endet auch die Prämie des fünften philtrat-Preisausschreibens im Redaktionssäckel. Schwamm drüber.

Denn uns beschäftigen im Augenblick ganz andere Dinge. Wahrscheinlich ist Ihnen, verehrte LeserInnen, schon aufgefallen, dass Ihre Leib- und Magenzeitung in letzter Zeit vermehrt öffentliches Interesse auf sich gezogen hat. Sowohl das Kölner Uniradio als auch die Stadt-Revue bedachten uns mit Reportagen. Gut, im Falle der Stadt-Revue mussten wir uns die Aufmerksamkeit mit solch zwielichtigen Publikationen wie der Rückmeldung oder dem Einblick teilen, aber das sind eben die Kompromisse, die mensch auf dem Weg zum Ruhm eingehen muss.

Es ist schließlich nur eine Frage der Zeit, bis das Fernsehen bei uns vor der Tür steht. Das Fernsehen! Da müssen wir selbstverständlich vorbereitet sein. Outfit, Gestus, Timbre: Das muss stimmen. Unsere Redaktionsräumlichkeiten halten genau das Maß zwischen Ordnung, Reinlichkeit und einem Anflug von Chaos, der signalisiert: Hier sitzen ernsthafte junge Menschen an einer ernsthaften Aufgabe. Unser Alterpräsident zeigt sich nur noch im lässigen Jacket und raucht Pfeife. Ein elder statesman: gereift, aber doch jung geblieben. Einer zum Pferdestehlen eben. Der aber auch weiß, wann der Spaß ein Ende hat und die Pferde zurückgegeben gehören. Das Redaktionsküken hat sich eine Brille zugelegt - eine mit Pfiff - und sinnt darüber nach, wo sich ein Tatoo am besten machen würde. Und auch der Rest der fröhlichen Bande hat den Weg zur Typberatung schon hinter sich.

Nur dass Redaktionsfaktotum weigert sich beharrlich, an sich zu arbeiten und tobt weiter in abgerissenen Klamotten über die Schreibtische. »Mich zerreißt's!« ruft es, beißt in die Tastatur und benimmt sich auch ansonsten recht ungehörig. So leid es uns tut: Wir werden es wohl ins WC sperren müssen. Bevor unsere Chance zu Reichtum und Wohlstand an die Tür klopfen, ihm direkt in die Arme laufen und auf der Schwelle kehrt machen kann. Wir werden an unser Faktotum denken, wenn wir mit Alex, Verona und Jürgen in Sylt sitzen. Ja, wir werden uns sogar eine verstohlene Träne aus dem Auge wischen.

Die Redaktion