Autonome Nationalisten

Von Julia Groth

Die so genannten Autonomen NationalistInnen, also Neonazis, die das Auftreten linker Autonomer kopieren, sind kein allzu neues Phänomen mehr. Das Büchlein 'Autonome Nationalisten'. Die Modernisierung neofaschistischer Jugendkultur, herausgegeben von Jürgen Peters und Christoph Schulze, kommt also eigentlich etwas spät. Überflüssig ist es dennoch nicht. Denn der Überblick, den insgesamt sieben Journalisten, Politikwissenschaftler und Sozialpädagogen über die Szene der Autonomen NationalistInnen bieten, ist umfassend, spannend und zeugt von viel Ahnung. Kein Wunder: Die Autoren beschäftigen sich regelmäßig mit dem Thema extreme Rechte, mehrere von ihnen schreiben für die antifaschistische Zeitung Lotta. Von der Entstehungsgeschichte der Autonomen NationalistInnen über deren Kleidung und Musik bis hin zu deren Verhältnis zur NPD steht auf rund 60 Seiten alles, was man wissen muss, um einen Rechtsautonomen vom freundlichen Antifa-Aktivisten nebenan unterscheiden zu können, auch wenn beide gern schwarze Kapuzenpullover tragen. Besonders interessant, vor allem für KölnerInnen, ist das abschließende Fallbeispiel: die »Autonomen Nationalisten Pulheim«. Johannes Lohmann, freier Autor zum Thema extreme Rechte, legt dar, wie sich diese neonazistische Gruppe in einer Kleinstadt nahe Köln bildete und analysiert, wie groß ihr Einfluss in der Provinz ist. Mit nur sieben Seiten ist dieses Kapitel leider sehr kurz. Auch einige andere Kapitel hätten ruhig ein wenig mehr Platz bekommen können. Anspruch des Buches ist aber offensichtlich, einen knappen, aktuellen und leicht verständlichen Überblick über die Szene der Autonomen NationalistInnen zu geben - und diesem Anspruch wird es auch ganz und gar gerecht.