Klips, das dreckige Luder

Studierende im Plattform-Chaos. Die Uni führt ständig neue Systeme ein. Weil keins so richtig funktioniert? Von Nadine Gottmann

Die Zensuren stehen in UK-online, die Seminaranmeldung funktioniert über Klips, den Seminarplan findet man im S-Mail-Postfach und Handouts werden über Ilias verschickt. Im einen Studienfach darf man nur zwei erste Prioritäten angeben, im anderen so viele man will, im dritten Fach werden gar keine Prioritäten berücksichtigt. Am Ende der Bewerbungsphase sitzen viele Studierende vor einem Stundenplan mit zu vielen Seminaren, Seminaren, die sie gar nicht wollten, oder sogar vor einem leeren Stundenplan - weil sie die Veranstaltungen zwar in den Stundenplan aufgenommen, sich aber versehentlich nicht richtig angemeldet haben.

Vor zwei Jahren begann die Umstellung von UK-online auf Klips an der Humanwissenschaftlichen Fakultät. Seit diesem Semester sollte auch die Anmeldung aller Studiengänge der Philosophischen Fakultät über Klips laufen. Die Unterschriftenlisten gegen das neue System sind miitlerweile verschwunden. Entweder haben die Studierenden Klips inzwischen angenommen oder sie haben resigniert. »Die Proteste, die es am Anfang gab, lagen vor allem daran, dass die Leute sich nicht richtig mit dem neuen System beschäftigt haben«, behauptet Martin Stengel, der als studentische Hilfskraft im Klips Support-Büro arbeitet.

Nach Angaben des Dekanats haben dieses Semester 60 Prozent aller Studierenden an der Humanwissenschaftlichen und Philosophischen Fakultät Klips zur Seminaranmeldung genutzt. Von den Studierenden innerhalb der Regelstudienzeit waren es 83 Prozent. Der deutlich höhere Anteil lässt sich dadurch erklären, dass Bachelor-Studierende dazu verpflichtet sind, sich über Klips anzumelden, da ihre Studienleistungen direkt im System abgespeichert werden. Doch obwohl Magisterstudierende ihre Scheine weiterhin in Papierform erhalten, ist die Anmeldung über Klips auch für sie obligatorisch. »Ich habe für mein Nebenfach Pädagogik in Klips keinen einzigen Kurs bekommen«, ärgert sich Magisterstudentin Nicole Dürr, »und da bin ich auch nicht die einzige. Ich sehe es nicht ein, Studiengebühren zu bezahlen, wenn ich nicht studieren kann.« Im Klips-Büro kennt man diese Art von Beschwerden. »Studierende verfluchen Klips, wenn sie Seminare, die sie belegen wollten, nicht bekommen«, sagt Stengel, »dabei zeigt Klips die Probleme nur auf. Dass es an unserer Massenuni zu wenig Raum für die Studenten gibt, ist ja nicht die Schuld von Klips.« Das beweist auch die Tatsache, dass es in weniger überlaufenen Fächern keine Probleme mit Klips gibt. In Philosophie werden die Studierenden beispielsweise zu allen Seminaren, für die sie sich bewerben, automatisch zugelassen.

Von so einer Regelung kann man in anderen Studiengängen nur träumen. »Ich bin im dreizehnten Fachsemester und habe in Geschichte kein Hauptseminar bekommen«, sagt die Studentin Sandra Reinhart. »Da wird man gezwungen, länger zu studieren, nur weil man keinen Platz zugelost bekommt.« Für eben diese Fälle ist das Support-Büro da. »In der Regel können wir wirklich jedem helfen, der rechtzeitig ins Support-Büro kommt«, sagt Stengel. »Schwierig wird es, wenn Leute die ersten Semesterwochen verstreichen las-sen und sich nur in StudiVZ-Foren beschweren.« Dass Studierende ihr Studium verlängern müssen, weil sie keine Plätze zugelost bekommen, ist inakzeptabel. Dafür gibt es im Klips-Büro Einzelfallprüfungen und Härtefallregeln. »Klips ist gerecht«, findet Stengel, »jetzt bekommt nicht mehr der, der zuerst da ist, den Platz im Seminar, sondern alle haben dieselbe Chance.« Im Klips-Büro hofft man, das System in den nächsten Semestern weiter verbessern zu können. Dann sollen auch Erasmus-Studierende und GasthörerInnen die Möglichkeit bekommen, sich einzuloggen. Und durch eine Verknüpfung von Klips mit Ilias müsste man sich nicht mehr ständig auf unterschiedlichen Plattformen anmelden.