Frankensteins Kunstobjekt

In Death Race wird ein Rennfahrer zum Racheengel Von Thomas Hemsley

Vor Death Race war Paul Anderson für filmischen Schrott wie Alien vs. Predator verantwortlich. Mit seiner Neuinterpretation des Trashklassikers Death Race 2000 hat er jetzt aber etwas geschaffen, das man vielleicht im Sinne des kürzlich verstorbenen amerikanischen Filmkritikers Manny Farber als Termiten-Kunst bezeichnen könnte: einen Film, der sich ausschließlich vorwärts bewegt, seine eigenen Begrenzungen auffrisst und dabei keine andere Spur hinterlässt als Zeichen ungezähmter Aktivität.

In einer nahen Zukunft landet der ehemalige Rennfahrer Jensen Ames im Hochsicherheitsgefängnis Terminal Island, weil er seine Frau ermordet haben soll. Dort veranstaltet die skrupellose Gefängnisdirektorin Autorennen auf Leben und Tod, die im Internet übertragen werden. Sie zwingt Ames dazu, in die Rolle des verstorbenen Champions »Frankenstein« zu schlüpfen. Natürlich hat Ames andere Pläne: Rache für den ihm angehängten Mord.

Was im Original noch eine schrille Mediensatire im Billig-Futurismus-Look war, hat Anderson zu einem Meta-Actionfilm im postindustriellen Ambiente à la Die Klapperschlange zusammengestückelt. »Frankenstein« ist hier nicht nur namentliche Referenz, sondern wird motivisch auf verschiedenen Ebenen durchvariiert: Der Größenwahn des Schöpfers und das Aufbegehren der Schöpfung sind Themen innerhalb dieser Materialschlacht aus spektakulären Autocrashs, furiosen Pyroeffekten und leider zu vielen schlechten Dialogen.

Hinzu kommen eine beeindruckende Kulisse und Ausstattung, die im Gegensatz zu oscarprämierten Kostümschinken nicht nur Dekor sind. Wie Frankensteins Kreatur, sind manche Filme eben doch besser als die Summe ihrer auch schlechten Teile. Und manchmal entsteht auch ohne erkennbare Intention der MacherInnen so etwas wie Kunst.